Freitag, 5.4.2024 Weavers Rock nach Windhoek

Es war gestern noch ein ruhiger, friedlicher Abend (bis auf die Moskitos). Ich habe gemütlich mit einem Glas Wein vor dem Bobo gesessen und gechillt. Plötzlich bewegte sich etwas. Es war nur 2-3 m von mir entfernt und könnte vielleicht ein Hund gewesen sein? Eine große Katze? 

 


 





Dann bewegte es sich wieder. Und dann erkannte ich es. Es war ein Dikdik! Das sind die afrikanischen Zwergantilopen, die nur etwas größer als ein kleiner Hund sind. Die hier (es waren 2) waren vielleicht 30 cm hoch und incl. Kopf 60 cm lang. Mit einem kleinen, nervösen Schwanz und mit großen, kugelrunden Augen. Sie waren kaum scheu und ließen sich entspannt fotografieren. Nur, als ich dann spaßeshalber auf weniger als einen Meter an sie heranging, zogen sie verärgert ab. Spannend!

 




Geregnet hat es nicht wirklich. Ein paar Tropfen sind gefallen und am Horizont zuckten Blitze. Mehr nicht.


Heute früh besuchten mich die Dikdiks dann wieder. Dieses Mal waren die zu dritt. Günther hatte gemeint, sie seien weg gewesen, weil hier ein Leopard rumgestrichen ist, dann bedeutet ihr Auftauchen jetzt wohl, dass der wieder weg ist. Die Herde, zu der die 3 gehören, soll 20-30 Tiere groß sein.


Meine erste Tat für heute war der Weg zur Rezeption. Das ist ein sehr gruseliger Weg mit vielen dicken Steinen, den ich mit dem Wagen fahren muss, um zu der 50 m entfernten Rezeption zu kommen. 


Der Weg ist circa 600 - 700 m lang und führt in einem großen Bogen dorthin. Man muss ihn mit Allrad fahren und langsam langsam bewege ich mich in die richtige Richtung. Das Problem sind dann öfter mal die Löcher, durch die man mit einer Seite fahren muss oder die Steine über die man vielleicht mit der anderen Seite klettert. Dabei neigt sich das ganze Auto Vielleicht um 10°, aber das fühlt sich an wie 90°. Ich sage mal so: viel geatmet habe ich auf diesem Teilstück nicht. 

 




Ich habe mich dann von Abraham und von Günther verabschiedet, die freundliche Katze von gestern war leider nicht da. Nun ging es auf den dreieinhalb Kilometer langen Schotterweg bis zur Straße, der war aber nicht schwierig, hat nur Zeit gekostet. Und dann stand ich wieder mit allen vier Rädern auf Asphalt. 


Die Route führte mich über die B1 in Richtung Okahandja. Man darf nur 100 fahren, und da halte ich mich auch dran. Nach circa 10 km sah ich auf der linken Seite eine Geschwindigkeitskontrolle und die beiden Polizisten schauten mir traurig hinterher.


Okahandja ist mein erstes Zwischenziel und ist circa 160 km von Weavers Rock entfernt. Die Strecke führt über eine Hochebene, die total flach ist und bis zum Horizont reicht. Nur zwischendurch erheben sich mehrere kegelförmige Berge, die auch schon mal bis in die Wolken ragen. 

 




Bei strahlendem Sonnenschein erreiche ich Okahandja. Eigentlich wollte ich hier einen Herero Friedhof besuchen, aber da wo Google Maps den Friedhof vermutet, ist eine Anlage für Senioren. Sehr passend!




Ich überlege dann, doch noch mal ins Krankenhaus zu fahren, um den Verband wechseln zu lassen oder um mir vielleicht ein Pflaster geben zu lassen. Das Krankenhaus ist, wie auch die anderen, unglaublich voll und ich muss schwer überlegen, ob das mit meiner Zeitplanung überein stimmt. Ich muss spätestens um zwei in Windhuk sein, zur Not muss ich halt da ins Krankenhaus gehen.

 




Und so war es auch. Nach circa 20 Minuten, als ich in der Schlange nichts bewegte, bin ich dran gegangen.


Die B1, über die ich dann fahre, ist nagelneu. Viele Ausfahrten sind noch gesperrt und noch nicht fertig. Wir kommen an interessanten Orten vorbei, zum Beispiel Groß Barmen oder Teufelsschlucht. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.


Dann kam ich noch in eine Polizeikontrolle. Die Polizei hatte die sehr leere Autobahn komplett auf beiden Seiten gesperrt und wohl jedes Auto kontrolliert. Als ich dran war, bin ich ein bisschen nach rechts rüber gefahren, um näher an dem Polizisten zu sein. Man ist ja freundlich! 


Der Polizist sprang mit gespieltem Erschrecken zurück und rief „you want to kill me, you want to kill me! Und lacht dabei. 


Ich beschwichtigte ihn und sagte, nono. Dann wollte er wissen, ob ich allein sei und wo die Frau denn sei. Wir quatschen einen Moment, es war ein lustiger Typ und sehr, sehr nett. Dann haben wir uns noch gegenseitig einen schönen Tag gewünscht und die Kontrolle war vorbei. keinen Führerschein, nichts! 


Und so machte ich mich auf, die letzten 50 km in Richtung Windhuk hinter mich zu bringen. Dabei musste ich vorsichtig die Herde mit Ziegen umfahren, die über die Autobahn lief.


Während die Ziegen alleine unterwegs gewesen sind, haben ein paar Kilometer weiter ein paar Hirten eine Rinderherde auf den sehr breiten Mittelstreifen getrieben. 

 




Bei der geringen Verkehrsdichte kann man das durchaus machen, aber es erschreckt mich schon ein wenig.


Die Rückgabe des Wagens war entspannt und ging auch relativ schnell. Nur der Fahrer, der mich zu meiner Unterkunft bringen sollte, hing noch am Flughafen fest. So ging ich in die nahe gelegene Kalahari Inn und vertrieb mir mit einem Bier die Zeit.


Der Mann, der wir das Auto abnahm, war Otto. Otto ist Nachfahre eines deutschen Soldaten, der zur Schutztruppe gehört hatte. Der hatte eine Afrikanerin geheiratet, und Otto ist jetzt die dritte Generation danach. Sein Vater hieß Max und der Großvater hieß Ferdinand. Otto gab mir auch ein paar Tipps bezüglich der lokalen Küche. Eines der Gerichte (Mopani) sind allerdings Würmer. Auf meine Nachfrage bestätigte er aber, dass sie nicht mehr leben. Aber Pepsta oder Kapana würde ich gerne probieren. 


Ich habe dann die Gelegenheit genutzt, ihn zu fragen, was das für Frauen sind, die ich in diesen bunten Gewändern gesehen habe. Nach seiner Einschätzung müssten das Nama sein, das Volk, das nach den Herero am meisten von dem Völkermord betroffen war. 


Ziemlich genau 2500 km habe ich in diesem Land zurückgelegt. Anstrengend! Aber ich habe viel gesehen. Etwas peinlich war auch die Beschwerde bei dem Vermieter, dass der Wagenheber zu klein gewesen sei. Es war ein kompakter Hydraulikheber, aber was ich nicht gesehen habe, war, dass man die Spindel oben noch heraus drehen konnte. Das wären noch mal 15 cm gewesen und damit wären die Räder frei gewesen. 


Ich habe zwischendurch aber auch überlegt, dass meine meine letzte Reifenpanne Anfang der Achtzigerjahre gewesen sein muss mit meinem Mercedes 190. Danach kann ich mich nicht erinnern, mal mit einem Auto so etwas gehabt zu haben.


Die Leute in meiner Unterkunft haben mich wieder sehr freundlich empfangen. Es gibt hier auch einen großen Retriever, der seinen Körpergewicht auch schon mal gerne dazu einsetzt, einen am weitergehen zu hindern und sich streicheln zu lassen. Aber so nach einer Minute lässt er dann Gnade vor Recht ergehen und lässt einen durch. Nettes Tier!


Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Freitag 8.3.2024 - Kap Alguhas nach Oudtshoorn

Mittwoch, 10. April 2024 Addis Abeba nach Düsseldorf

Es geht los!!!