Mittwoch, 10. April 2024 Addis Abeba nach Düsseldorf
Chaos! Was für eine bescheiden Idee, den Rückflug auf den Tag vor dem Ende von Ramadan zu legen. Gefühlt alle Muslime sind heute oder morgen unterwegs und machen Ferien! Und so sieht es hier am Flughafen in Addis auch aus! Der Taxifahrer kann mich noch nicht mal vor dem Termin absetzen, sondern er gibt schon ein Stückchen vorher auf. Ich Stiefel zum Eingang und direkt dahinter ist eine Security Kontrolle. Flüssigkeiten raus, iPad raus, alle Taschen leer, Uhr aus, Gürtel raus Und die Armbanduhr muss auch in den Kasten. Es ist ein ziemliches Gedränge und Geschiebe und es gibt nicht genug Plastikkisten für das Klein Zeug. Chaos.
Als ich mich wieder komplett angezogen habe ging es zur Ausreise. Die ging erfrischend schnell, aber dahinter war noch eine Security Same Procedure! Nur hier weniger Kontrollstellen geöffnet, als um das Personal hier war völlig überfordert. Aber auch diese Hürde konnte ich nehmen.
Auf dem Airport suchte ich mir eine Ecke, wo ich ungestört meine „Hausaufgaben“ machen konnte. Dann suchte ich mir eine Steckdose, was auf vielen Flughäfen schwierig ist. Alle haben irgend ein elektrisches Gadget dabei und alle müssen laden.
Zwischen 2 Geldautomaten fand ich dann Steckdosen. 2 waren besetzt und die 3. gehörte mir. Wie die anderen setzte ich mich auch auf den Boden und sah meinem iPhone beim Laden zu.
Ein junger Chinese kam zu mir und zeigte mit verzweifeltem Gesicht sein chinesisches Ladegerät, das hier natürlich in keine Steckdose passt. Ich aber hatte ein Ladegerät mit 2 USB-Ports und so wurden wir Freunde.
Er kam aus dem Norden von China, nahe bei Russland. Den Ort habe ich nicht verstanden. Er fährt viel Fahrrad und ist schon mal die 5000 km nach Shanghai gefahren.
Respekt.
Er hat in Kinshasa gearbeitet und ist jetzt auf dem Weg nach Hause!
Ich weiß alles.
Ein sehr netter Kerl!
Während wir redeten, kam eine Dame (etwas jünger als ich) vorbei und fragte, ob sie die 4. Steckdose nutzen dürfe. Ich half ihr kurz, ihr Ladegerät da rein zu stecken und sie setzte sich auf der anderen Seite des Geldautomaten auf ihren Rucksack.
Irgendwann ging der Chinese und ich packte auch zusammen. Aber ich war auch neugierig und sprach die Frau an.
Sie war Ärztin ohne Grenzen und kam gerade von einem Einsatz im Kongo zurück.
Eine total interessante und sympathische Frau, die mir erzählte, dass dieser Job ihr Kindheitstraum gewesen sein. Es war ihr 22. Einsatz in Afrika und zwischendurch arbeitet sie zeitweise als Ärztin in einem Krankenhaus.
Wir haben uns ziemlich lange über alle möglichen Themen unterhalten und es hat echt Spaß gemacht. Interessante Frau!
Es sind diese kleinen Begegnungen (Fremden in der Fremde begegnen), die man öfters auf Reisen hat. Mal ist es belanglos und vertreibt einem die Zeit und manchmal sind es 10/20 Minuten, an die man sich gerne später erinnert.
Das Boarden ging einigermaßen gesittet vonstatten und ich hatte einen Gangplatz und teilte die 3er-Reihe mit einem jungen Mädchen. Das heißt, der Mittelplatz war frei!
Ich konnte sogar zwei mal jeweils eine Stunde schlafen, das hat bei mir Seltenheitswert.
Und wie war Äthiopien?
Das letzte auf dieser Reise besuchte Land würde ich eher in der arabischen Welt verorten. Es ist nicht so schwarz wie der Süden und auch die gesamte Mentalität vergleiche ich mehr mit der in Ägypten oder Tunesien, den beiden Ländern, die ich vor Jahren mal mit Daggi besucht habe.
Die Stadt ist ein ziemliches Irrenhaus und die Gegensätze sind groß. Viele Bettler und moderne Bürotürme (Banken), Polizeiwagen mit Granatwerfern, viele dicke SUVs, totaler Verkehrskollaps ….es gibt noch viel zu tun. Die Stadt ist auf keinen Fall „schön“, aber auch nicht so furchtbar wie Managua/Nicaragua. Aber es ist keine Stadt für eine Hochzeitsreise. Aber auf jeden Fall war es ein interessanter Besuch!
Über Afrika
Afrika besteht aus 54 Staaten, wer bin ich, dass ich mir ein Urteil über diesen Kontinent erlaube.
Aber ich kann mir eine Meinung bilden. Es gibt dramatische Landschaften, unglaubliche Gegensätze wie grüne Wälder und karge Savannen. Die wenigen Menschen, die ich getroffen habe, waren überwiegend sehr freundlich und hilfsbereit. Die Tierwelt und die Einfachheit, sie zu besuchen, ist faszinierend. Ich glaube, dass im Bereich Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft noch viele positive Erfahrungen auf einen warten, wenn man auf das Land geht.
Die Sicherheit, vor allem in den Städten, ist ein Thema. In Europa, Asien und Australien fühle ich mich eigentlich immer sehr sicher. Taschendiebstahl gibt es überall und immer, wenn man in Richtung Rotlicht oder Drogen geht, wird es ungemütlich.
Mittel- und Südamerika sind gefährlich, aber halbwegs kalkulierbar. Ein paar einfache Regeln, und man kann sich „einigermaßen“ frei bewegen.
Afrika (die Länder, die ich besucht habe) habe ich anders empfunden. Unsicher!
Die Entfernungen in Afrika erscheinen mir größer, als in den anderen Ländern, die ich besucht habe. Und das Fehlen von Verkehrsmitteln macht das noch schwieriger. Die wenigen öffentlichen Verkehsmittel gelten dann auch noch als unsicher. Zum Vergleich: die Chickenbusse in Südamerika sind ok, solange man sein Gepäck im Auge hat. Das kriegt man hin.
Last but not least bin ich backpacker, und die Infrastruktur fehlt hier völlig. Bei der Art, wie ich gereist bin, hatte ich wenig Kontakt zur Bevölkerung und habe selten lokale Kost bekommen.
Ich glaube, dass Afrika schön ist.
Ich glaube, dass die Menschen liebenswert sind.
Ich glaube, dass es noch viel zu entdecken gibt.
Aber: der Funke ist nicht übergesprungen.
Ich bin froh, diese Reise gemacht zu haben und es war eine tolle Erfahrung. Noch mal? Schwer, zu sagen. Bei meinem jetzigen Kenntnisstand: eher nicht.
Das war‘s!
4 Länder, 24 Orte, 6.000 km mit dem Auto gefahren, 5 Flüge und mit 152 € pro Tag auch meine Reise mit dem höchsten Tagessatz.
Nach der Reisemist immer auch vor der Reise.
Danke fürs Mitreisen!
Jo
…..jetzt auch mit gestutztem Bart…😄
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