Dienstag, 9. April 2024 mein letzter Tag in Afrika!
Gestern Abend hatte ich noch ein nettes Erlebnis. Ich hatte, wie immer, Hunger und habe in der Rezeption gefragt, wo man gut hingehen könnte. Erst fragte sie mich, ob ich international essen wolle oder authentisch äthiopisch. Ich wollte lokales Essen haben und dann hatte sie mir das Restaurant empfohlen wo ich auch gestern Abend schon ein Bier getrunken hatte.
Ich war etwas enttäuscht, weil die Speisekarte mich nicht umgeworfen hatte. Aber ich ging noch mal hin und riskierte noch mal einen Blick auf die Karte. Die junge Kellnerin gab sie mir und als ich da nur Spareribs, gebratene Hühnchen, Steaks und Pizza entdeckte, schüttelte ich den Kopf.
Dann meinte sie, es gäbe noch ein Fasten Menü. Ich hatte nicht verstanden, was das sein sollte, willigte aber ein, mir das anzusehen.
In den muslimischen Ländern ist jetzt Ramadan. Er ist zwar am Mittwoch vorbei, und ich bin froh, dass ich deinen Weg bin, weil ich die Feiern zum Schluss der Fastenzeit schon mal in Indonesien mitgemacht habe. Vorsichtig gesagt: sehr aufregend!
Aber noch ist Ramadan und die Leute dürfen den ganzen Tag nichts essen, nur wenn es dunkel wird können Sie etwas zu sich nehmen. In der Zeit wird selten selber gekocht, weil das eine Folter wäre und so geht man normalerweise essen. Und dieses Fasten Menü war halt ein Angebot in dem Rahmen.
Ich sah mir das ganze an, aber es war doch sehr viel authentisches dabei und ich gebe zu ich hatte etwas Angst vor. Also sagte ich zu den Mädchen: ich gehe noch mal die Straße rauf und runter und vielleicht komme ich wieder zurück. Sie strahlte mich an und sagte: kommt zurück.
Ich tat wie ich gesagt hatte und schaute in mehreren Restaurants vorbei, aber da lachte mich irgendwie nichts an. Also kehrte ich wieder zu der freundlichen Frau zurück und sagte: ich nehme das Menü!
Es war ein all you can eatmenü mit einer reichhaltigen Auswahl von Salaten und warmen Speisen. Dessert gab es auch! Ich bediente mich erst mal am Salat, der auch sehr lecker und wie alles hier auch ziemlich scharf war. Die Kellnerin kam Und fragte: du nimmst doch noch mehr, oder?
Sie war wirklich nett und so ging ich noch mal hin und schaute mir die warmen Speisen an. Ich war etwas skeptisch, weil ich weiß, dass in vielen Ländern die Muslime Speisen, die wir warm oder auch heiß essen, kalt genießen.
Der Koch saß hinter den Speisen und so fragte ich ihn. Es war ganz offensichtlich, dass er sich sehr freute, dass sich ein Weißer überhaupt für seine Speisen interessierte.
Und so beriet er mich bei allen Speisen und natürlich nötigte er mich auch ein wenig, alles mal zu probieren. Aber es war ihm anzusehen, dass er es sehr geschätzt hat, dass ich sein Essen probiert habe, und was soll ich sagen: es war auch sehr lecker!
Diese Nacht habe ich gut geschlafen. Die Moskitos, die übrigens keine Moskitos waren, sondern irgendwelche Fliegen die auch beißen können, waren nicht mehr da.
Nach dem Frühstück habe ich dann eine große orthodoxe Kirche besucht, die nur 500 m entfernt war. Das Gotteshaus war noch sehr leer und es fand auch nichts statt, aber trotzdem waren so an die 20 Gläubige hier, die hier knieten, saßen oder auf dem Boden lagen (bäuchlings) und ihre Andacht hielt.
Wie in einer Moschee musste man die Schuhe ausziehen und die Frauen trugen durchgängig weiße Umhänge. Unter den Bänken lagen sehr viele Krücken, deren Bedeutung mir verschlossen blieb.
Danach bin ich erst mal zu der Frau gegangen, die mir schon gestern einen Kaffee an der Straße verkauft hatte. Sie erkannte mich wieder und freute sich ganz offensichtlich, als ich zu ihr kam.
Zu dem Kaffee stellte sie mir einen kleinen Behälter mit glühende Holzkohle und mit irgendeinem Gegenstand drin, der räucherte. Ich hatte natürlich keine Ahnung, aber ein anderer Gast sagte mir, dass das etwas religiöses sei.
Irgendwie war ich jetzt auch neugierig geworden, was das Schuheputzen hier auf der Straße kostet. Ich fragte einen jungen Mann, der antwortete, nachdem er mich 2 Sekunden lang abgeschätzt hat, 50 Birr.
Mir war klar, dass das ein Touristenpreis war, und ich lehnte ab und ging weiter. Ich wurde öfter angesprochen, weil die Schuhe auch so aussahen als ob sie Pflege nötig hätten. Aber ich ging darauf nicht ein. Dann kam ich an einem anderen jungen Mann vorbei, der mich nicht ansprach.
Also übernahm ich das.
Er wollte 30 Birr haben Und ich bot ihm 20. Er willigte ein und ich setzte mich und gab ihm meine Schuhe. Mit großer Hingabe verwandelte er meine alten Sandalen in neue.
Mit Bürste, einem Waschmittel, Wasser und Bürste schrubbte er den gesamten Dreck aus Namibia und Südafrika von den Schuhen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie im Neuzustand so ausgesehen haben. Perfekt.
Als er fertig war, gab ich ihm die zuvor geforderten 30 Birr. Und dann, weil man ihm auch ansah, dass er es gebrauchen konnte, die 50 Birr, die ich dem anderen nicht geben wollte.
Ich hatte mit dem Hotel ausgehandelt, dass ich wenigstens bis 12:00 Uhr auf dem Zimmer bleiben durfte. Ich legte mich noch etwas hin, packte dann gemütlich, versorgt meine Wunde noch mal neu und lies mir dann ein Taxi kommen. Ich fuhr zum Nationalmuseum und der Verkehr heute war genauso wie gestern: chaotisch!
Es waren 8 km und wir brauchten etwas über 50 Minuten dafür. Wenn es hier nicht doch überall sehr bergauf gehen würde, würde ich denken, dass man mit dem Fahrrad schneller ist.
Das Nationalmuseum war in einem bunkerähnlichen Gebäude untergebracht und sah nicht besonders neu aus. Ganz im Gegenteil: alles war unheimlich staubig, und die Glasscheiben waren oft schmutzig. Die Exponate waren selten beschrieben, dafür Ihnen von Schildern da, dass man nichts anfassen dürfte.
An einer Wand hing ein Schild, das besagte, dass das Museum im Jahre 2020 komplett renoviert worden sei und darunter eine Ellen lange Liste von Namen, die das genehmigte oder finanziert haben. Siehe da!
Das Highlight dieser Ausstellung ist natürlich Lucy. Lucy ist der Name für das ältestes Skelett, was man jemals gefunden hat.
Lucy ist ca 3.2 Millionen Jahre alt, der Neandertaler ca. 130.000 Jahre. Zum Vergleich: ich bin knapp über 70!
Im Keller gibt es eine ganz interessante Ausstellung über Knochenfunde von Tieren und schließlich auch von Menschen. Die Tatsache, dass Äthiopien die Wiege der Menschheit ist, wurde stark herausgestellt und auch das durch die Völkerwanderung die gesamte Welt quasi afrikanisiert wurde, ebenfalls.
Es gab viele Vergleiche zwischen den Menschenaffen und den Menschen und das war auch in Englisch einigermaßen dokumentiert. Wenn man es hätte lesen können. Die Schrift war sehr klein, die Scheiben schmutzig und die Beleuchtung unglaublich dürftig. Hier wurde viel Potenzial verschenkt.
In zwei Glaskisten lagen dann Lucy Und Ardy (Ardy ist weniger gut erhalten, aber 1,1 Millionen Jahre älter!). Es war sicherlich ein Highlight, zusammen mit meinen ältesten Vorfahren in einem Raum zu sein.
In einer weiteren Etage wurden Kronen Gewänder und ein Thron der hiesigen Kaiser gezeigt. Der Thron war schon etwas von Motten zerfressen und auch die wertvollen Gewänder litten unter dem Schmutz.
Dann kam eine Etagen mit Kunstwerken hiesiger Künstler, und den Zusammenhang habe ich überhaupt nicht verstanden. In der letzten Etage gab es dann eine Ausstellung über Werkzeuge, Textilien, Musikinstrumente und Waffen aus vergangenen Tagen. Was ich da genau gesehen hab, kann ich nicht sagen, weil es auch nicht dran stand.
Es ist wirklich verwunderlich, dass ein Land sich so eine Visitenkarte leistet. Ich hatte mir mehr Informationen über Land, Leute und Geschichte erhofft, aber außer dieser Ecke mit Lucy war das ziemlich enttäuschend.
Als ich mir das Museum ausgesucht habe, bin ich zufällig da drüber gestolpert, das ganz in der Nähe auch ein zoologisches Museum ist. Es war eine halbe Stunde Weges, dabei kam ich an einem kleinen Markt vorbei, was auch interessant war und dann kam die Baustelle.
Eine riesige Baustelle sorgte für jede Menge Lärm, Schmutz und Verkehrsbehinderung. Ich folgte meinem Navi und war schon sehr skeptisch, weil ich sehr lange an einem sehr großen Bauzaun entlang ging. Und da, wo Google Maps das Museum vermutete, war nichts.
Irgendwie vermutete ich ja, dass das Museum hinter dem Bauzaun war aber vermuten ist nicht wissen. Also fragte ich jemanden, aber ich fürchte, der hat mich nicht verstanden. Dann ging ich in einen kleinen Shop und fragte da. Es dauerte einen Augenblick, aber dann schickte mich der Mann ein ganzes Stück zurück, und da sollte ein Eingang sein.
Okay, okay!
Ich ging hin und stand am Eingang einer Universität. Eine Wache war da, die von mir einen Ausweis haben wollte. Da habe ich ja grundsätzlich kein Problem mit, weil ich ja immer meine abgelaufene Gesundheitskarte dabei habe, auf der mein Name steht und auch der auch ein Foto ist.
Die Karte sieht perfekt aus wie eine ID Karte und ich benutze sie schon seit Jahren gerne, wenn jemand einen Pass von mir haben will. Klappt immer. In vielen Hotels, bei Motorradverleihern und auch sonst.
Die Wache steckte meinen Ausweis weg und deute vage in eine Richtung. Ich fragte zurück, wo es genau langgeht und wie weit es ist, aber da kamen wir an Grenzen heran.
Ein anderer Mann kam, tippte mir auf die Schulter, zeigte auf einen der Wachleute und bedeutete mir, dem zu folgen. Offensichtlich hatte er gerade einen Guide für mich organisiert.
Der kleine Mann stürmte über das Geländer und ich hinter ihm her. Nach 3 Minuten erreichten wir das Museum, und wie ich es mir gedacht habe, stand es hinter dem gigantischen Bauzaun.
Am Eingang musste ich 100 Birr bezahlen, was ich relativ teuer fand. Und dann war ich im Museum des Grauens.
Offensichtlich war das Museum ein Teil der Universität, was die Sache nicht besser macht.
Im ersten Raum war außer einem ausgestopften Tier kein Exponat zu sehen, sondern nur irgendwelche Bilder von Tieren. Dann kam ich zu einem Bereich wo in wieder sehr schmutzigen Vitrinen Insekten mit Nadeln an die Wand gespießt waren.
Als ich ein kleines Kind war, hatte meine Mutter im Keller einen Schrank, der war voll mit Einmach- und mit Marmeladengläsern. Alle Dinge, die wir im Garten geerntet hatten und die sie dann entsprechend haltbar gemacht hatte.
An diesen vollen Schrank mit Gläsern musste ich denken, als ich hier im Zoologie Museum Schränke auch mit Einmachgläsern sah, allerdings waren da Tiere präpariert.
Lauter Tiere in winzigen, kleinen und mittleren Gläsern, in denen teilweise schon die Flüssigkeit fehlte. Beschriftet waren die Gläser mit kleinen Zetteln, auf denen handschriftlich irgendwas drauf stand, was man aber nicht lesen konnte.
In einem anderen Raum gab es ausgestopfte Tiere, die ebenfalls unter Insektenbefall zu leiden hatten und bei den Vögeln waren etliche posthum in der Mauser.
Überall waren winzige Zettel befestigt, und den Zettel von dem Leoparden konnte ich sogar lesen. Das Wort Leopard stand drauf, dann Datum und Ort, wo er offensichtlich gefangen oder geschossen wurde und wer ihn eingeliefert hat.
Ein bisschen erinnert es mich an die Krimis, wenn der Kommissar ins Leichenschauhaus geht und der Tote dort einen Zettel am großen Zeh hat.
Im Korridor hatte man mit Nägeln die Felle von Tieren an die Wand genagelt, was ich auch ein wenig piettätlos fand.
Dann gab es eine Vitrine, wo man nur die Köpfe der Tiere aufgehängt hatte. Da waren Gazellen, Kudus und besonders gefreut habe ich mich über zwei Köpfe von den kleinen Dik Diks. Bei einigen der Exponate war auch ein Schild dabei, so dass man sehen konnte, welchem Tier der Kopf mal gehört hat.
Die beiden Dik Diks gehörten unterschiedlichen Arten an, und eines davon hieß tatsächlich Günther Dik Dik.
Ich stelle mir vor, wie irgendwann mal ein Naturforscher namens Günther Kowalski im Wald dieses Tier entdeckt hat, und feststellte, dass er sich um eine neue, noch nicht beschriebene Art handelte.
Er sagte zu seinem Freund: komm, ich nenne die Kowalsky Dik Dik. Aber der sagte: nein, das ist zu kompliziert. Nimm doch deinen Vornamen! Und so kam das Tier zu seinem Namen.
Man kann das ruhig mal googeln, man muss nur aufpassen bei der Eingabe, dass man wirklich Günther Dik Dik schreibt und nicht Günthers Dick.
Interessant fand ich auch eine Reliefkarte, auf der ich sehen konnte, das ganz Äthiopien von hohen Bergen durchgezogen ist, während die Nachbarländer alle flach sind. Die Karte war schon etwas älter und man fand Bezeichnungen wie iItalian Trust Territory, British Somaliland French Somaliland.
Das waren dann für heute zwei Museen, auf die das Land nicht stolz sein konnte. Kein gutes Aushängeschild. Auf der anderen Seite, wenn man solche Museen gesehen hat, freut man sich auf die anderen.
Ich ging dann wieder zurück zum Tor und bekam meine ID Karte zurück. Dann fragte ich den Wachmann, ob er mir ein Taxi rufen könne, aber der verstand mich beim besten Willen nicht. Ich machte mir keine Sorgen, weil auf dem Gelände viele Studenten herumliefen, und da sprach bestimmt einer Englisch von. Aber ganz plötzlich stand ein anderer Mann vor mir und fragte: how can I help you?
Es überrascht mich doch immer wieder, weil dir viele Leute sehr grießgrämig gucken, aber wenn man mit ihnen spricht, sind sie fast immer ultrafreundlich. So auch dieser Mann, der sofort zu meinem Telefon griff und mir dann auf einem Zettel das Kennzeichen des Autos aufschrieb, dass mich abholen sollte. Der Wagen kam auch und brachte mich sicher wieder in mein Hotel.
Zum Abschied rief mir der Taxifahrer noch ein God Bless you zu, und ich dachte, das sei wegen des Trinkgeld gewesen. Aber nein, es war einfach ein Wunsch, aber er beharrt darauf, dass ich das gleiche zu ihm sage. Den Gefallen tat ich ihm gerne!
Ich ging dann die Straße entlang um etwas zu essen zu finden und kam zu einem kleinen Shawarma Stand. Es gab da unter anderem auch gebratene Leber da hatte ich aber Appetit drauf.
Der Verkäufer verstand mich aber nicht und auch mein Zeigen auf die Karte nutzte nichts. Direkt daneben war ein kleines Restaurant, dass auch dazu gehörte und er holte den Koch. Der kam und erklärte mir, dass er heute keine Leber habe und dass ich morgen wiederkommen müsse.
Dann pries er andere Speisen seiner Speisekarte an, und ich sagte, dass ich nur etwas ganz kleines haben will.
Dann schlug er mir Faul vor und ich nickte. Er fragte mich, ob ich wisse, was das sei. Ich verneinte und sagte, ich sei tapfer.
Da lachte er und brachte mir etwas später dieses Gericht. Es war eine Art Gemüseragout, in dem ich nur die Bohnen klar identifizieren konnte. Es war ein vegetarisches Gericht und wie immer ziemlich scharf.
Dazu gab es Brot. Und was soll ich sagen? Es war super lecker. Der Koch, ein Sudanese, wie er mir verriet, kam zweimal und fragte, ob es schmecken würde, und freute sich sichtlich, als ich das bejahte.
Zum Schluss brachte er mir noch zwei Falafel vorbei, weil er wohl Angst hatte, dass ich nicht satt wäre. Ein leckerer kleiner Snack.
Ich hatte um 20 Uhr das Taxi bestellt, weil ich dachte, dass ich am Airport besser sitze, als in dem zum Hotel gehörenden Café (da gibt es nur hippe Holzhocker).
Vorher ging ich noch auf ein Bier in das Restaurant von gestern. Und als ich da so saß, kam ein hübsches Mädchen lächelnd auf mich zu: der Engel von gestern! So ein Zufall! Wir unterhielten uns noch eine Weile und sie wünschte mir noch mal eine gute Reise.
DAS war mal ein guter Abschluss!
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