Es geht los!!!
Blogeinleitung und Vorwort: Afrika
In der Schule habe ich gelernt: Europa, Asien, Afrika, Amerika, Australien. Die Erdteile ohne die arktischen Bereiche. In allen Erdteilen bin ich schon gewesen, auch in Afrika. Aber gereist bin ich da noch nie. Nur kurze Urlaube an den Stränden in Ägypten und in Tunesien.
Afrika war nie in meinen Gedanken, da drehte sich mehr um Asien. Asien ist auch leichter zu bereisen, als Afrika. Das habe ich schnell gelernt, als ich mich mal oberflächlich informiert habe. Ich bin ja mittlerweile Backpacker und reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Damit schied Afrika aus.
Das Land hat auch sicherheitstechnisch keinen so tollen Ruf. Schlimmer als Südamerika! Und das will was heißen.
Und so kam es, dass Afrika nie auf meiner Liste stand. Bis jetzt.
Irgendwie hat es mich geärgert, dass ich keinen Draht zu diesem Erdteil gefunden habe, den viele Leute als paradiesisch bezeichnen. Aber jetzt war die Zeit reif.
Nach meiner Tour mit einem Camper in Neuseeland habe ich mal geschaut, wie das hier aussieht. Und schnell wurde klar: Camping ist hier weit verbreitet und wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit, sich das Land anzusehen.
Zelten ist nun nicht so mein Ding, aber mit einem Wohnmobil?
Und so entstand der Plan. Namibia, unsere alte Kolonie, mit einem WOMO bereisen.
Und schnell kam der Plan dazu, sich auch Südafrika anzusehen. Hier ist es einfacher. Die Infrastruktur ist besser und es gibt eine Busgesellschaft, die die gaze Küste entlangfährt und direkt an den Hostels hält. Man kann eine Flatrate buchen und hangelt sich dann von Ort zu Ort. Cool.
In den Internet-Foren waren aber viele Stimmen dagegen. Mietwagen sind relativ günstig und man ist damit sehr viel flexibler.
Es dauerte eine Weile, bis ich meinen inneren Widerstand gegen ein Auto aufgegeben habe. Für eine Person ist ein Auto unwirtschaftlich und gefahren werden ist immer entspannter, als selbst zu fahren und sich um Parkplätze und Tankstellen zu kümmern.
Aber ok: neue Erfahrungen sind dazu da, gemacht zu werden. Also stand bald fest: Reise in Südafrika mit einem Kleinwagen und in Namibia mit einem Camper.
Ich gebe zu, dass mich ein Gefühl tangiert, das man landläufig mit „Angst“ bezeichnet. Ich bevorzuge eher „Schiss“ oder noch besser „ich fühle mich umkomfortabel!“. Aber lassen wir es dabei: ich habe Angst. Südamerika ist nicht sicher, Diebstahl, Raub, Entführung oder auch Mord sind an der Tagesordnung. Aber damit kann ich halbwegs umgehen. Hier ist es anders. Ich empfinde die Warnungen hier als sehr bedrohlich und mache mir Sorgen. Nach Dunkelheit nicht zu Fuß unterwegs sein. Wie weit? Kann man wenigstens mal 100m laufen, ohne ermordet zu werden? Und was ist Dunkelheit? Einsetzende Dämmerung oder erst, wenn es echt dunkel ist?
Leute, die sich als Polizisten ausgeben und Straßensperren errichten? Wegelagerer, die dicke Steine auf die Straße werfen und einen, wenn man anhält, ausrauben? Straßen (im Land) die man nicht fahren darf, weil man da sehr wahrscheinlich ausgeraubt wird? Autos nie einfach abstellen, sondern immer auf bewachten Parkplätzen unterbringen? Immer unterwegs sein, wenn auch andere Menschen unterwegs sind?
Das Web ist voll mit solchen Warnungen. Und dann die Straßen. Asphaltstraßen in Südafrika sind wohl in einem lausigen Zustand. Viele Schlaglöcher, viele Baustellen, viele Staus. Gegenstände, Tiere und Menschen auf der Straße, wo man nicht damit rechnet. Schotterstraßen mit starken Gefällen.
Und Namibia ist noch spezieller. Endlose Straßen, wo man vielleicht 2-3 Autos am Tag begegnet. Schotterpisten mit Wellblech-Profil, wo man nur sehr langsam fahren kann. Immer die Gefahr, dass man einen Plattfuß bekommt. Ich werde in Namibia zwar 2 Reservereifen haben. Aber wer hat schon Lust, bei so einem schweren Auto einen Radwechsel zu machen bei 35 Grad im Schatten? Sandpisten, wo man sich komplett festfahren kann. Mangelhafte Beschilderung und Ausfall des GPS, so dass man sich super verfahren kann. Und um Ernstfall? Ich weiß nicht, ob ich eine SIM-Karte in Namibia kaufen werde, aber ich weiß, dass die Netzabdeckung gruselig schlecht ist.
Fazit: ja, ich habe etwas Angst. Aber ich erinnere mich auch an meinen ersten Besuch in Rio de Janeiro. Als ich da ankam, war es kurz vor 5 Uhr morgens und draußen stockdunkel. Mit dem öffentlichen Bus habe ich mich nicht getaut, aber ein Taxi hätte mich dann so gegen 5:30 im Dunkeln an der Copacabana abgesetzt, das wäre auch nicht toll gewesen. Und so habe ich erst mal fast 1 1/2 Stunden am Airport gewartet, bis es langsam heller wurde. Dann allerdings bin ich doch mit dem Bus gefahren. Und ich habe es überlebt.
Ich hoffe, dass ich in 14 Tagen über diese Gedanken lachen werde.
Aber erst mal muss ich hinkommen. Die Zeitungen sind nicht hilfreich. Da ist ein Artikel über einen frischen Cholera-Ausbruch im Süden von Afrika. Und ein anderer, wo berichtet wurde, dass ein deutscher Tourist in Südafrika Opfer eines Raubmordes geworden ist. Und Verdi streikt. Werden die Bahnen nach Frankfurt fahren? Die Lufthansa streikt partiell auch. Ich fliege mit Condor, einer 100%igen Tochter. Und ich habe kein Gepäck gebucht. Dieses Mal gibt es keine Gewichtsbeschränkungen, aber erlaubt ist nur ein kleines Handgepäck, das unter den Vordersitz passt. Da bin ich weit von entfernt.
Mann Mann Mann, hoffentlich geht es bald los, damit ich auf andere Gedanken komme.
Der Start war holprig. Morgens früh, wie immer, ins Sportstudio und danach bei tollstem Wetter auf meine Laufrunde. Herrlich! Zuhause dann die letzten Vorbereitungen (alle Geräte aufladen, Snacks einpacken) und einen letzten Snack mit Daggi. Ich hatte mir gestern suf dem Flohmarkt noch eine warme Jacke gekauft, weil ich ja in Frankfurt noch Zeit mit Lisa, meiner Nichte, verbringen wollte. Und heute sind es 16 Grad! Die hätte ich nicht gebraucht. Aber sie hat auch nur 5€ gekostet und wird wohl in Frankfurt bleiben.
Spontan beschloss ich, lieber eine S-Bahn früher zu nehmen, um mehr Zeit am Hauptbahnhof zu haben: sicher ist sicher! Und das war gut. Ich ging mit Daggi zur S-Bahn und nach 2 Minuten kam die Durchsage: heute wegen eines Defektes 15 Minuten später. Shit.
Wir beschlossen, mit dem Auto zu fahren.
Also zurück (im Laufschritt), den Schlüssel holen und los. Alles in der sehr warmen Jacke.
4 Minuten vor Abfahrt war ich am Gleis. Puuuuh!
Der Bahnsteig war sehr voll und die meisten Plätze waren reserviert. Erst saß ich auf einem als frei gekennzeichneten Platz, da kam eine Dame mit einer Reservierung. Also alles wieder einsammeln und einen neuen Platz suchen. Da sitze ich jetzt und schreibe. Danach werde ich über das Angebot von Condor (der Fluggesellschaft) nachdenken, an einer Versteigerung für Upgrades teilzunehmen. Startpreis für einen Premium Economy Sitz ist 95€. Das bedeutet, man bekommt ein Menue, Getränke und hat 15 cm mehr Platz und kann die Lehne weiter zurückstellen. Viel Geld! Aber: 11 Stunden! Ich überlege…Aber Hauptsache ist, dass ich auf dem Weg bin und wenigstens kurz die unheimlich warme Jacke ausziehen konnte.
Pünktlich kam ich in Frankfurt an und wurde da von meiner Nichte und ihrem Lebensgefährten erwartet. Als erstes entsorgte ich die viel zu warme Jacke, denn in Frankfurt waren fast 18 Grad, in der Sonne war es noch wärmer. Lisa entführte mich zu einem Stadtrundgang und zeigte mir ein paar sehr nette Ecken in der Metropole. Es war unheimlich voll, weil natürlich bei dem Wetter keiner zuhause bleiben wollte. Und alle waren gut drauf.
In einem netten Straßencafé haben wir noch gemütlich einen Cappuccino getrunken, bevor wir in die Wohnung der beiden fuhren und dort eine leckere vietnamesische Suppe aßen.
Das war ein sehr charmanter Reiseanfang,mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Toll!
Zum Schluss brachten mich die 2 noch zum Airport wo ich auch schnell die Security fand. Die wiederum haben dann (wie üblich) mein Taschenmesser untersucht, es mir aber am Ende wiedergegeben.
Jetzt wird es spannend: mittlerweile muss man auch für Handgepäck bezahlen; nur einen winzige Tasche (Kosmetikköfferchen?) ist noch frei und mein Rucksack ist natürlich viel zu groß. Werde ich ihn durchkriegen? Time will show!
Lass uns beginnen.
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