Sonntag, 24.3.2024 Windhoek nach Sessrim
Windhoek ist die offizielle Schreibweise, Windhuk die alte deutsche. Mit ca. 350.000 Einwohnern ist sie die Hauptstadt des Landes. Die Stadt hat im Laufe der Zeit viele Namen gehabt, darunter auch Barmen. Die Stadt liegt ungefähr in der Mitte des Landes im Windhuker Becken. Dieses Becken liegt auf ca. 1600m und die Ränder gehen bis 1800m hoch. Die Gegend wurde schon vor mehreren tausend Jahren bewohnt. Später ließen sich die Buren hier nieder, aber die Stadt wurde in dem Konflikt zwischen den Herero und den Nama zerstört. Ein Wissenschaftler, der die Stadt 1885 besuchte, notierte, dass er dort nur Schakale und aufgescheuchte Hühner zwischen verwahrlosten Obstbäumen gefunden hat.
Die Deutsche Kolonialzeit endete 1915 und die Einheimischen übernahmen. (Da sind aber immer noch viele Deutsche dabei)
Heute ist die Stadt das wichtigste Wirtschaftszentrum des Landes.
Es bestehen Partnerschaften mit Berlin, Bremen und Wetzlar.
Ich bin früh aufgestanden und wollte eigentlich gehen, aber ich kriegte meinen Vermieter nicht wach und ohne ihn konnte ich das Grundstück nicht verlassen. Irgendwann kam er dann doch und half mir ein Taxi zu rufen. Der Taxifahrer war nicht wirklich ein Profi, der Tank war leer und irgendwie fuhr die ganze Zeit nur mit 50 KMH , obwohl man deutlich schneller fahren durfte.
Wir sind dann etwas verspätet bei Bobo Campers angekommen, wo mich eine sehr nette Dame begrüßte und eine aufwändige Prozedur mit mir durchging. Da war zuerst der Vertrag, dann die Einweisung in die namibische Verkehrsregeln und dann die Erklärung des Autos.
Es ist eine sehr geile Karre und tatsächlich ein vollwertiger Camper. Da ist viel mehr Platz, als ich eigentlich brauche, aber egal.
Platz ist hinten im Aufbau, aber vorne hinter dem Lenkrad geht es dann doch etwas enger zu. So richtig bequem ist er nicht. Aber darauf kommt es jetzt erst mal nicht an.
Als erstes musste ich dann leider noch mal zum Flughafen fahren, ich hatte gestern vergessen, mir da eine Simkarte zu besorgen. Die gibt es nur am Flughafen und so musste ich die 30 km noch mal fahren. Das ging aber erfreulich schnell und ich bekam auch einen ersten Eindruck vom Auto und vom Land.
Das Auto ist eher ein LKW, als ein PKW. Der Sechszylinder läuft sehr rauh, die Kupplung kommt auf dem letzten Zentimeter und gerade im ersten Gang beim Anfahren macht das Ding furchtbare Geräusche. Wenn er einmal läuft, geht es aber.
Das Land sieht so aus, als ob es etwas Wasser gebrauchen könnte. Es sind kleine Büschen und winzige Sträucher und die Erde sieht nicht so aus, als ob man da ein Loch graben könnte. Alles erscheint trocken und hart. Man sieht viele Baboons, und vor den Affen hat mich die Vermieterin auch gewarnt. Wenn im Camper oder sogar draußen Essen offen rumliegt, kommen sie. Sie sind auch durchaus bereit, in das Auto einzubrechen, entweder über die Fenster oder über den Lüfter oben auf dem Dach. Die sind sehr geschickt und auch sehr stark.
Ach ja, und wir sind in der Schlangensaison. Ich soll immer genau hinschauen, wo ich hintrete oder was ich anfasse.
Nach der Nummer mit der Simkarte bin ich dann wieder nach Windhuk zurückgefahren zu dem Supermarkt. Ich habe ein paar Dinge eingekauft, damit ich was zum Frühstück und zum Abendessen habe, aber als ich dann in die Weinabteilung wollte, hielt mich ein Mitarbeiter auf und meinte: es ist Sonntag da verkaufen wir kein Alkohol.
Ich fragte dann, ob es vielleicht in der Stadt irgendwo noch ein Laden gäbe, aber er meinte nein, der Verkauf von Alkohol am Sonntag sei verboten. Es sieht so aus, als ob ich meine Ernährung ändern müsste, also begnügte ich mich erst mal mit ein paar Liter Wasser. Als Höchststrafe gab es das auch nur noch als stilles Wasser und nicht etwa mit Kohlensäure. Fängt nicht gut an!
Nächster Punkt war dann das Tanken. Ich hatte ursprünglich schon die Zieladresse im Navi drin, als mir das einfiel. Es ist wie in Südafrika, es gibt keine Möglichkeit, mal rechts ran zu fahren um ein Navi neu zu programmieren. Man muss einfach immer weiter fahren und hoffen, dass es irgendwo etwas gibt eine Einfahrt gibt, wo man mal kurz stehen bleiben kann.
Wirklich schwierig. Aber ich habe es hingekriegt, habe getankt und bin dann auf die B1. Das ist eine gut ausgebaute Landstraßeund sie führt mich Richtung Süden. Es ist nicht viel Verkehr und so gleite ich mit 80-100 km/h durch das Land. Ich bin auf dem Weg!
Nach 50 km kam eine Abzweigung. Und nach weiteren 100m ein Schild: Road Construction! Die Umleitung war ein schmaler Schotter-Felsenweg mit Gegenverkehr! Und die Baustelle hörte nicht auf.
Doch.
Nach ca. 20 km war sie zu Ende und eine „normale“ Schotterstraße begann. Ich habe auf den nächsten knapp 400 km noch mehrmals die Straße gewechselt, aber der Schotter blieb!
Er war gruselig. Klar, der schwere Wagen mit den großen Rädern verkraftet so eine Straße besser, als der Renault, aber es war eine Tortur. Normalerweise ging es mit 40-60 km/h voran, manchmal aber auch nur mir 20.
Eine Tortur. Die Schläge gegen das Fahrwerk bereiteten mir körperliche und seelische Schmerzen und das Fahren war unendlich anstrengend.
Ich habe nicht viel von der Gegend gesehen, weil ich dauernd nach Löchern in der Straße geschaut habe.
Ich habe Hunger und Durst, aber ich will auch die Strecke hinter mich bringen, weil ich auf keinen Fall im Dunkeln ankommen möchte. Laut Vertrag ist mir auch das fahren im Dunkeln verboten. Neben mir und die Beifahrersitz liegen nur ein paar Bonbons und eine halbe Flasche Wasser , die ich mir einteilen muss. Ich denke, morgen wird es geruhsamer sein.
Es ist eintönig, ein Tempomat wäre toll. Die Landschaft verändert sich leicht, der Sand wird rot und ich werde müde!
Wenig später kommt eine Abzweigung und ich wechsle in einer einstelligen Straße auf eine zweistellige Straße Man sieht viele Hirten mit ihren kleinen Herden, seien es Schafe, Ziegen oder Rinder
Langsam gewöhne ich mich an die Schotterstrecke. Sie ist im Gegensatz zu den Straßen, die ich in den Nationalparks in Südafrika gefahren bin, relativ gut gepflegt. Es gibt wenig Schlaglöcher und so kann man hier mit 60 ganz gut drüber fahren. Nur vorhin in der ganz engen Baustelle, da wandert sich die Straße manchmal seltsam hin und her, so dass man Angst hatte umzukippen Hier gibt es nur ab und zu mal dieses ekelhafte Wellenmuster in der Straße, wo einem Plomben aus den Zähnen fallen.
Ich fahre dann auch schon mal auf der rechten Seite, aber viel bringt das auch nicht. Zwischendurch sehe ich Kinder an der Straße. Was um alles in der Welt machen die hier mitten in der Wüste denn das ist es.
Hier ist weit und breit nichts, nur struppiges Gras und Steine und eben diese wunderschöne Straße . Wenn man das so sieht, kriegt man eine Menge Respekt vor dieser Wüste.
Berge oder größere Felshügel Rücken näher. Ich muss öfter mal durch ehemalige Flussbett fahren sind solche Senken, die aber im Moment kein Wasser führen.
Da geht es immer steil 3-5 m runter, unten sind immer viele Steine und es rappelt furchtbar und dann muss man wieder hoch. Aber vorsichtig, es könnte ja Gegenverkehr kommen.
Kommt aber nicht. Auf der ganzen Strecke sind mir vielleicht 10-15 Autos entgegengekommen.
An der Strecke sind immer wieder Schilder mit der Höchstgeschwindigkeit 100, das wird wohl aus besseren Zeiten rühren.
Fotos zu machen, ist nicht einfach, da durch die Klimaanlage die Linse von dem iPhone oft beschlägt. Das iPhone ist an dem Lüdtungsschlitz befestigt und hat gefühlt 2 Grad plus!
Das Telefon macht mir sowieso etwas Ärger, durch das Gerappel rutscht es in der Halterung immer nach unten, so dass irgendwann mal beide äußeren Knöpfe gedrückt werden und dann ein Notruf erfolgen soll. Ich muss dann immer schnell in dem wackelten Auto den Punkt mit abbrechen treffen (mit links), was auch nicht einfach ist. Das hält mich in Bewegung.
Dann gab es auf der Strecke ein unerwartetes Highlight: Connys Kaffee. Das war einfach ein Holzschild an der Straße und ich dachte spontan: kurze Pause und Kaffee warum nicht. Ich fuhr über einen holprigen Weg auf einen kleinen Hof, und rundherum duckten sich kleine Gebäude. Eines davon hatte eine Terrasse , das schien das Café zu sein.
Ich hielt an und lernte Conny kennen. Er sprach mich schon aus 8 m Entfernung an und meinte Toilette ist da vorne rechts und Kaffee mache ich hier links. Auf Deutsch.
Wir sind in Namibia! Connie war eindeutig ein Freak, aber einer von der sympathischen Sorte. Er hatte verschiedenste Sorten von Kaffee im Angebot, natürlich alles frisch gebrüht. Lecker. Wir haben uns eine Weile unterhalten. Er ist hier geboren und sein Großvater ist damals eingewandert. Er liebt die Einsamkeit und das einfache Leben. Seine beiden sehr sympathischen Hunde haben mir dann den Abschied noch schwer gemacht, aber insgesamt war es eine sehr positive, überraschende Begegnung.
Und weiter ging die Tour.
Endlos.
Die Gegend hier ist endlos. Unendliche Weiten, bis zum Horizont oder bis zu den Bergen. Dann gab es kleine Pässe, die mich durch die Berge führten (vielleicht 200-400m hoch) und die Straße wurde nicht besser.
Es war unheimlich kräfte- und nervenzehrend. Die Berge kamen näher und rückten wieder weiter weg. Man sah öfters kleine Herden von Ziegen, Schafen oder Rindern. Aber einmal gab es auch 2 Gazellen?? die über die Straße liefen. Und natürlich immer wieder Baboons.
Noch 150 km! Noch 90 km! Noch 50 km! Es hörte nicht auf. Bis ich dann Sessrim erreichte.
Mein Camp ist direkt am Eingang zum Nationalpark und jeder Mieter hat ein kleines Häuschen mit Waschgelegenheit, Dusche und Toilette. Es gibt ein kleines Dach, das Schatten spendet und einen Grill.
Und da steht mein Camper, den ich der Einfachheit halber „Bobo“ nenne, davor mein Tisch und mein Stuhl und kein Bier.
Ich bin erst mal komplett „platt“ und muss mich ausruhen. Morgen geht es früh los, der Park öffnet um 6 Uhr…..
Ein unvergessliches kleines Café.
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