Samstag, 9.3.2024 - Oudtshoorn - Swartberg-Pass - Prince Albert - Karoo
Gestern Abend war ich, wie immer, essen. Es war ein ziemlich lautes, italienisches Restaurant, das mir von meinem Gastgeber empfohlen worden ist.
Ich hatte ein 300g Straußensteak. Die Kellnerin fragte: blue? Red? Done?
Ich war perplex! Irgendwie hatte ich Strauß mit Geflügel assoziiert! Und Geflügel nicht durchgebraten?
Aber ich war feige und habe es „medium“ geordert. Steaks (gutes Fleisch) esse ich immer „bleu“.
Es gab Chips dazu und einen kleinen, aber leckeren Salat! Ruby (der Hund) hat mir Gesellschaft begleitet und hatte auch Wilson (einen alten, ziemlich zerstörten Fußball) dabei.
Könnte alles schlimmer sein…
Die Swartberg Mountains sind über 2000m hoch und die Strasse wurde zwischen 1833 und 1838 gebaut. Es ist eine Schotterpiste.
Die Halbwüste der Karoo ist das größte Ökosystem (832 QKM) Südafrikas. Die hier lebenden Tiere mussten sich extremen Bedingungen anpassen. Im Sommer geht die Temperatur über 40 Grad hinaus und im Winter fällt hier Schnee. Viele endemische Arten haben sich hier niedergelassen, unter anderem der Springbock, der auch das Wahrzeichen des Parks ist.
Was mir hier auffällt, ist generell eine circa mindestens 80-prozentiger Rassentrennung. Wenn ich in ein Restaurant gehe, das nicht McDonald’s heißt, sehe ich nur weiße Gäste. Im Supermarkt sind vielleicht 10 % Weiße, der Rest des schwarz. Bei McDonald’s ist es gemischt, aber deutlich mehr Schwarzer als Weiße. Wahrscheinlich sind das die Bediensteten.
Da hat das Land noch viel zu tun. In meinem Gasthaus erklärte mir der sehr nette Gastgeber, dass er hier zusammen mit seinem dementen Vater lebt. Der Vater hat natürlich eine Pflegerin und die Zimmer werden auch nicht von meinem Gastgeber sauber gemacht. Das durchaus reichhaltige Personal auf dem Anwesen Ist nicht weiß.
Heute Früh hab ich dann ein ausgezeichnetes Frühstück bekommen, was generell zu dem Anwesen passt. Es gab sehr leckeres Müsli und Rührei, ein etwas dunkeles mit Körner versehenes Weißbrot, Saft und Kaffee. Das ganze an einem kleinen Tisch angerichtet direkt vor dem Pool: so kann man es aushalten.
Dann ging es los. Ich fuhr circa 35 km zu der Höhle von gestern und dort zweigte die Strecke zum Swartberg Pass ab.
Wie versprochen war es eine Schotterstrecke und wie versprochen war sie auch in schlechtem Zustand. Anfangs war es noch relativ feiner Schotter und man konnte da mit 50 km/h drüberheizen. Aber dann kamen tiefe Spurrillen dazu, Löcher, große Steine, und schließlich wurde die Straße immer schmaler.
Natürlich gibt es hier Gegenverkehr, aber ich habe nur vier Autos gezählt, die mir entgegengekommen sind. Ich habe aber oft vor den Kurven gehupt, einfach, weil ich keine Überraschung haben wollte.
Leitplanken gab es natürlich nicht und die Straße führte oft genug an einem Bergkamm entlang, wo es dann links sicherlich 100 - 200 m tief hinunter ging. Ich habe dann auf den zweiten Gang gewechselt und nach kurzer Zeit in den ersten.
Der kleine Renault ist halt nicht der stärkste und die Steigungen waren schon sehr beträchtlich. Dafür war der Ausblick abenteuerlich.
Die Szenerie wechselte öfter, mal schaute man in tiefe Täler, mal erhob sich vor einem eine riesige Wand. Leider konnte man auch dieser sehr unübersichtlichen Strecke nicht gut anhalten, und zugegebenermaßen habe ich dann so nach 1 Stunde auch auf das Anhalten und Fotos verzichtet, weil ich das einfach nur hinter mich bringen wollte.
Der kritische Schotterteil ist ungefähr bis 50 km lang. Und wenn da ein Reifen platzt, hat man ein Problem. Speziell ich, da dieser sehr billige Renault natürlich keinen Ersatzreifen hat. Würde was passieren, müsste man im Ernstfall wahrscheinlich 20 km zu Fuß runtergehen um Hilfe zu holen.
20 km bei 35° ohne jeden Schatten mit Sandalen auf dieser Schotterstrecke? Besser nicht. So war ich wirklich zwischen Begeisterung und Stress darüber, ob mein kleiner Renault diese Tortur wegsteckt.
Irgendwann kam ja der Peak, und von da aus ging es dann überwiegend bergab. Das gab einem das Gefühl, dass man wenigstens die Hälfte geschafft hat. Aber man war damit noch nicht aus dem Schneider, die Sonne blendet sehr. Wenn man dann in einem schattigen Teil fährt, sieht man nichts mehr. Irgendwann sah ich 50 m vor mir Asphalt. Ich hatte es geschafft. Endlich mal wieder den dritten Gang ausprobieren, oder oder den vierten oder gar den fünften.
Wenig später kann ich in Prinz Albert an. Auch hier wieder eine kleine, saubere, gepflegte Stadt, an der Hauptstraße findet man die wichtigsten Punkte: ein Supermarkt, die Kirche, zwei Restaurants, einen Souvenirladen und ein Café . Da hab ich dann erst mal einen Kaffee getrunken und den Stress von der Fahrt über den Pass abgeschüttelt.
Es war toll und ein unglaubliches Erlebnis. Aber nein, noch mal machen würde ich es nicht. Von Prinz Albert aus ging es dann nach Beaufort Wes. Da ist mein Nationalpark, in dem ich heute übernachten will, und den ich morgen erkunden werde. Die Fahrt dahin war auch wieder so ein Highlight. Ich bin noch nie so lange konsequent geradeausfahren.
Die Straße führte geradeaus bis zum Horizont und darüber hinaus. Es ist unvorstellbar, wie weit dieses Land ist. Rechts und links Savanne und in dieser Gegend sind die Berge auch nur in der Ferne zu erahnen. Es gibt hier lediglich kleine Hügel, die einem suggerieren, dass die Straße da aufhört. Tut sie aber nicht, sobald man über die Kuppe ist, geht sie wieder bis zum Horizont weiter geradeaus.
In Beaufort Wes angekommen, habe ich erst mal getankt. Ich hatte das zwar schon in Prinz Albert gemacht, aber in diesem großen Land fühlt es sich besser an, wenn man mit vollem Tank fährt. Außerdem haben sie bei dem Renault auch an der Tankgrösse gespart. Ich habe das Gefühl, dass da vielleicht höchstens 25 l rein gehen.
Natürlich ist hier das tanken mit Service. Die Scheiben werden immer geputzt und es wird auch immer gefragt, ob man Luft nachsehen solle oder Öl. Da sind natürlich keine Weißen, die das machen.
Und dann habe ich auch noch meine ersten Wildtiere gesehen. Am Straßenrand und auf Verkehrsschildern saßen ein paar Affen, es geht also los.
Vom Tor des Parks aus fährt man noch endlose 8 km bis zum Camp.
Das Einchecken ging problemlos und wenig später war ich in meinem Chalet. Wow! Ein kleines Haus mit Carport und Terrasse, komplett eingerichtet mit Küche, Bad und Wohn-Schlafraum. Es gibt eine Klimaanlage, Fernsehen, aber kein Wifi. Und auf der Terrasse ist ein wunderschöner, großer Grill.
Hier grillen alle, weil Fleisch relativ günstig ist. Für mich gilt das leider nicht, alleine grillen ist doof…
Der Gastgeber von gestern hatte mir schon angekündigt, dass er als Überraschung für seine Frau heute auch anreisen wollte und tatsächlich lief er mir spontan über den Weg. Ich komme heute hier einfach nur an und werde morgen auf Safari gehen.
Das Camp ist umzäunt, trotzdem darf man nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr draußen rumlaufen. In der Willkommensbroschüre steht wörtlich: Lion may be potentially dangerous to people on foot.
Vorstellbar….
Du bist immer mehr an die Handbremse gewöhnt.
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