Samstag, 23.3.2024 Durban-Johannesburg-Windhoek
Reisetag. Ich war sehr früh auf und die Ernüchterung kam in der Dusche. Kein warmes Wasser. Na ja, wer weiß, ob ich in den Camps in Namibia warm duschen kann? Also ein gutes Training.
Ist auch bei weitem nicht so schlimm, wie es sich anhört.
Ich hatte gestern meine Vermieterin gefragt, ob das hier eine sichere Gegend sei und sie meinte: ja, ihr Sohn wäre auch schon mal abends rausgegangen! Wenn das keine Referenz ist?
Als ich ihr heute erzählte, dass ich auf dem Victoria-Markt gewesen sei, meinte sie allerdings, dass sie da nicht hingehen würden. Das sei zu gefährlich!
Nun ja!
Noch ein Wort zu Durban.
Durban ist mit seinen 500.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Südafrika. Wichtig ist hier vor allem der riesige Hafen und damit auch Werften, Erdöl- Automobil- und Textilindustrie.
Man weiß heute, dass hier schon 100.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung Menschen gelebt haben.
Heute ist die Stadt wegen der vielen schönen Strände ein Urlaubsparadies für Sonnenhungrige, Bodysurfer und Wellenreiter und Tigerhaie. Letztere werden allerdings durch stabile Netze ausgesperrt.
Allerdings bleiben auch hier wegen der massiv steigenden Kriminalitätsrate die Touristen fern.
Nun bin ich ja auch ziemlich gefährlich! Das meinte zumindest der Security-Mitarbeiter am Flughafen. Und er wollte die Gefahr mindern, indem er mir wenigstens mein ultra-gefährliches Taschenmesser abnahm. Ich habe ihm geduldig erklärt, dass das Messer innerhalb der Toleranzgrenze sei, aber ich bin erst an ihm und dann an seinem Supervisor gescheitert.
Bye-bye kleines, auf dem Flohmarkt für 1€ gekauftes Messer!
Zum Flughafen bin ich übrigens per Uber gefahren. 330 Rand (das entspricht nicht ganz 17€) sind ein fairer Preis für die fast 45 km.
Der erste Flug war super! Pünktlich, zügiges boarden und dann hatte ich noch einen Platz am Notausgang! Beinfreiheit bis zum Horizont! Und der Mittelplatz war frei! Und es gab was zu trinken! WOW!
Wir sind dann auch pünktlich in Johannesburg (oder auch Joburg, wie es hier genannt wird) gelandet. Der Flughafen ist deutlich größer und unübersichtlicher. Aber auch hier klappte die Ausreise und die Security gut (das Messer war ja weg!!!🤬)
In diesem Flieger setzt sich mein Glück fort. Ein normaler Sitz am Gang, aber mit ausreichender Beinfreiheit. Und der Mittelplatz ist wieder frei!
Die Fluggesellschaft (African Airways) konnte es aber dann doch nicht mit ansehen, mich völlig schutzlos zwischen all den Menschen hier zurückzulassen. Sie rüsteten mich mit einer gemeingefährlichen metallenen Gabel und mit einem mörderischen Messer aus. Ebenfalls aus Metall und mit heimtückischem Wellenschliff.
Da war ich beruhigt!
Und nun geht es nach Windhoek!
In Windhuk angekommen, hat die Immigration schnell geklappt. Dann habe ich versucht, einen Uber zu bekommen, aber irgendwie ging das nicht. Jetzt weiß ich, Uber gibt es hier nicht.
Also musste ich ein Taxi nehmen, das hat mich dann für 400 Namibia Dollar zu meiner Unterkunft gebracht.
Die war wieder ein Paradies. Da habe ich dieses Mal wirklich viel Glück. Ein sehr geschmackvoll eingerichteter Raum und ein tolles Badezimmer, eine kleine Kochnische sowie eine kleine private Terrasse. Außerdem steht mir noch ein großer Poolbereich und ein großer Grillplatz zur Verfügung, den ich mir aber mit anderen teilen muss.
Das waren die guten Nachrichten. Die schlechten Nachrichten sind Wetter und einkaufen.
Ich bin eine Viertelstunde zum nächsten Supermarkt gelaufen und konnte da wenigstens noch Kekse für das Frühstück ergattern. Ein Döschen Bier oder Wein für heute Abend: Fehlanzeige. Aber das schlimme war: es hat Hunde und Katzen geregnet! Es war ein lupenreiner Wolkenbruch mit einem dicken Gewitter. Und das blieb auch so. Den ganzen Abend donnerte es und riesige Blitze zuckten über den Himmel.
Wenn das in den nächsten Tagen so bleibt, habe ich auf diesen schwierigen Straßen ein Problem.
Ich bin dann in ein nahegelegenes Restaurant gegangen und habe da eine Kleinigkeit gegessen und wenigstens ein leckeres Bier getrunken.
Morgen früh hole ich mein Auto ab.
Vielleicht noch ein paar generelle Worte zu Namibia:
Namibia ist wegen der großen Namib-Wüste das am zweitdünnsten besiedelte Land (nach der Mongolei) der Erde. Hier leben 2,9 Menschen auf einem Quadratkilometer. Anders sieht es in Bangladesch (1.315) oder gar in Monaco (24.475) aus. Bei uns sind es landesweit 236 Menschen, die sich einen Quadratkilometer teilen.
Ich liebe diese Vergleiche. Daher hier noch einen: in Düsseldorf-Unterbilk, wo wir wohnen, leben 12.292 Einwohner je Quadratkilometer. Ist aber auch der am dichtesten besiedelte Stadtteil in der Landeshauptstadt!
Im 14. Jahrhundert wanderten die Bantu in das Gebiet (Namibia, nicht Unterbilk) ein und 1884 wurde das Land Schutzgebiet des deutschen Reiches. Die Deutschen schlugen zwischen 1904 und 1908 den Aufstand der Herero und Nama nieder und verübten dabei einen Völkermord. 1920 übernahm Südafrika die Herrschaft über das Land und zwischen 1990 und 1994 wurde Namibia unabhängig.
Die Geschichte kommt einem bekannt vor. Der deutsche Kaufmann Lüderitz erkannte das Potential des Landes (Diamanten!) und handelte den Eingeborenen Land ab. In seiner Lesart „kaufte“ er das Land, in dem Verständnis der Ureinwohner erwarb er das Recht, in dem Land zu sein und zu leben. Ein gewaltiger Unterschied. Als er dann anfing, sein „Recht“ durchzusetzen und Anwohner zu vertrieben, kam es zum Aufstand. Motiviert durch die hier zu findenden Reichtümer stellte das deutsche Reich dann das Land unter seinen (deutschen) Schutz. Das ganze hört sich ein wenig so an wie Putin und die Bergbaugebiete in der Ukraine.
Das Land lebt von Landwirtschaft, Bergbau und Tourismus.
Das Land hat eine lange Geschichte, es gilt als einer der ältesten Teile der Erdkruste. Vor 500 Millionen Jahren formte sich durch tektonische Verschiebungen der Kontinent Gondwana aus den heutigen Teilkontinenten Afrika, Südamerika, Australien, Indien und der Arktis. Gondwana ist vor ca. 150 Millionen Jahren zerbrochen und auseinandergedriftet. Man glaubt, dass die Namib die älteste Wüste der Welt ist.
Und ich bin wahrscheinlich im Moment der älteste Düsseldorfer hier! 🤡
Unwissenheit schützt vor Furcht.Unwissende haben kein Angst
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