Samstag, 16.3.2024 Chintsa über Mthatha nach Port St. Johns
Gestern Abend gab es ein sehr leckeres Steak. Das Restaurant warb damit, dass dort das Steak erfunden worden sei und ich kann nichts Gegenteiliges behaupten. Sehr gutes Fleisch und sehr gut zubereitet. Das Restaurant war 1,3 km entfernt von meiner Unterkunft und ich wollte zu Fuß gehen.
Aber es war eine sehr einsame Straße und so bin ich doch gefahren. Und das war gut so. Zwischen 17 und 19 Uhr war Loadsharing angesagt, und die Sonne geht hier früh unter. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, dass beim Loadsharing natürlich auch die ganze Straßenbeleuchtung aus geht!
Und es war wirklich stockdunkel. Ich bin (innerorts) langsam gefahren, aber mit Fernlicht. Sonst hätte ich die Hand vor Augen nicht gesehen!
…..und wieder mal in die Sch….. gegriffen. Meine Gastgeberin hat mich drauf aufmerksam gemacht. Auf dem Weg nach Port St. johns morgen muss ich durch Mthatha. Das war mir nicht bewusst. Das ist genau so ein Drecksnest wie Motherwell. Lt. Reiseforum sehr gefährlich.
Hier verkleiden sich die Kollegen als Polizisten und wollen einem eine Steuer abnehmen. Die gibt es natürlich nicht. Aber wenn man erst mal in deren Fängen ist, ist die Kreditkarte (und das Bargeld, die Uhr, das Handy…) schnell weg. Sie hat mir empfohlen, am Ortseingang an einer Tankstelle links zu fahren und so eine Umgehung für schwere LKW zu benutzen. Man kommt zwar immer noch durch Mthata, aber nicht mehr durch den gefährlichsten Teil. Ich soll aber nichts sichtbar auf den Sitzen im Auto haben. Der Kofferraum ist ok, aber sonst muss alles weg.
Trotzdem Kacke!
Bei der Gelegenheit habe ich aber auch den Reserve Reifen entdeckt. Da hätte ich mir auf dem Swart Pass nicht so viele Sorgen machen müssen.
Ich habe dann mal hilflos meine Barreserven, die ich an verschiedenen Stellen im Rucksack versteckt habe, zusammengenommen und sie im Renault in der Tasche des Wagenhebers versteckt. Die Kreditkarten sind dann in die Tasche des Warndreiecks gewandert. Ob das clever ist?
Leider habe ich immer noch die Kreditkarten auf dem Handy und das brauche ich für die Navigation. Na ja, mal hoffen, dass das alles ok geht.
Ich bin ganz bewusst früh aufgestanden und habe mich nach Dusche und Frühstück auf den Weg gemacht. Leider habe ich kein WLAN in meinem Zimmer, also fällt das morgendliche Zeitungs-Studium wieder mal aus. Das ist jetzt schon der vierte Tag, ich weiß noch nicht mal mehr, wer der aktuelle Papst ist.
Ich komme echt gut voran und nähere mich langsam der Stadt Mthatha. Hier wohnen, wie man sieht, keine reichen Leute.
Kinder, Erwachsene und Ziegen laufen über die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten. Es ist alles sehr schmutzig und es geht im Schneckentempo voran. Leider muss ich immer wieder mal anhalten, was meine Laune nicht verbessert. Grund dafür sind die mörderischen Drempel, die es hier gibt. Entweder sind es kleine Hügel, oder aber aufeinandergeschraubte Metallplatten, die den Charme eines Bordsteins haben. Wenn man da zu schnell drüber fährt, gibt es ernsthafte Beschädigungen am Wagen.
Mein Gastgeber hatte mir empfohlen, ziemlich am Ortseingang an der Shell-Tankstelle links zu fahren. Diese Straße sei auch nicht schön, würde einen aber auf eine Umgehungsstraße bringen.
So könnte man sich einerseits um die gefährlichen Stellen herummanövrieren andererseits aber auch dem tödlichen Stau in der Innenstadt von Mthatha entgegen. Er soll angeblich 100 mal so stark sein wie in Butterworth, und das habe ich ja zur Genüge kennen gelernt.
Die Menschen gehen hier trotz des dichten Verkehrs völlig unbeeindruckt über die Straße. Entweder schauen Sie gar nicht hin oder sie sehen einem provozierend in die Augen. Und dann gehen sie auch betont langsam, bloß keine hektischen Bewegungen! Nervig!
Die Autofahrer halten sich aber auch an keine Regeln, blinken ist verpönt und irgendwo einfach stehen bleiben ist hoch im Trend.
Irgendwann bin ich durch und bin wieder auf einer Art Bundesstraße und muss keine Stopps durch irgendwelche falschen Polizisten mehr befürchten. Das tut gut.
Ich komme in einen kleinen Ort und mit meinen neugewonnenen Selbstvertrauen halte ich an. Meine Gastgeber von gestern hatten schon angedeutet, dass jetzt das schwarze Afrika beginnt. Und offensichtlich hatten sie recht.
Als Weißer bin ich hier ziemlich einmalig. Es ist ein bisschen wie bei unserem ersten Indien-Besuch. Als wir das erste Mal alleine und ohne Guide durch eine Stadt gegangen sind, haben wir uns kaum getraut, von dem Auto weg zu gehen.
So geht es mir hier auch, schließlich ist mein gesamtes Hab und Gut in dem Auto.
Und so gehe ich nur ein paar Schritte Straßauf und wieder runter und schaue mir nur das bunte Treiben an.
Eigentlich ist es das, was ich von Afrika sehen will: das ganz normale alltägliche Leben. Aber noch fühle ich mich unsicher und werde auch viel stärker beäugt, als zum Beispiel in Asien.
Ich fahre weiter und gewöhne mich langsam daran, dass irgendwelche Tiere (Hunde, Kühe, Ziegen, Schafe, Affen…) auf der Straße herumlaufen oder herumstehen. Man fährt da einfach irgendwie drum herum.
Die Tiere laufen teilweise frei herum, manchmal werden sie aber auch von den eigenen ganz bewusst an die Straße geschickt, damit die dann im Falle eines Unfalles abkassieren können. Sagt man!
Dann kommt mir ein LKW entgegen und macht Lichthupe. Ich fahre vorsichtshalber langsamer und hinter der nächsten Kurve sehe ich es: ein schlimmer Unfall ist passiert und zwei Autos stehen ziemlich zerstört auf der Straße. Auf dem Seitenstreifen liegt jemand und zwei Männer ziehen eine Frau aus dem einen Wagen. Furchtbar! Ich fahre schnell weiter und nehme mir vor, vorsichtig zu sein.
Ich komme wieder durch einen kleinen Ort und direkt an der Straße scheint ein kleiner Markt zu sein und ein kleiner Busbahnhof. Auch hier halte ich noch mal an, verschließe sorgfältig mein Auto und gehe über den Platz. Ja, das ist es, was ich sehen will.
Und auch hier werde ich ausgiebig besichtigt. Es gibt mehrere Stände, wo eine Art Bratwurst verkauft wird. Ich gehe zu einem der Stände und für 20 Rand gehört die Wurst mir.
Dieses Penis-ähnliche Gebilde wurde dann auch stilgerecht in einer Plastiktüte serviert. Ich habe ein paar Bissen davon probiert, und es schmeckte ein wenig wie eine gebratene, ziemlich fette Bockwurst.
Nicht unbedingt mein Fall und so habe ich sie auch samt Präservativ unauffällig entsorgt.
Die Landschaft, durch die ich komme, ist sehr schön. Aber leider gibt es auf diesen Straßen keine Möglichkeit, irgendwo anzuhalten und Fotos zu machen.
Schade, das wären beeindruckende Bilder geworden. Es sind viele Berge und Täler durch die ich komme, alles ist sehr grün es gibt Wälder, Felder und Weiden mit irgendwelchen Tieren.
Ich komme an ärmlichen Ortschaften vorbei und auf der Straße laufen immer wieder mal Schulkinder in kleinen Gruppen. Einmal kommt mir auch eine Gruppe Frauen entgegen, die Reisigbündel auf dem Kopf tragen. Traditionelles Afrika?
Wieder später kommt mir ein Auto entgegen und macht auch wieder Zeichen mit der Lichthupe. Ich reagiere wie beim letzten Mal und reduziere die Geschwindigkeit, und 200 m weiter sehe ich die Polizisten von der Geschwindigkeitskontrolle auf der Straße stehen.
Ein Polizist winkt mich nach links. Ich halte an und bin sehr gespannt was jetzt kommt. Er winkt noch mal, und der Wagen hinter mir muss auch links ranfahren.
Dann kommt der Polizist zu mir, grinste mich an und meinte: ich habe den anderen gemeint! Du kannst weiterfahren. Alles okay bei dir? Ich bejahte und zu, dass ich weg kam.
Und dann endlich kam ich nach langer und abwechslungsreicher Fahrt in Port St. Johns an. Es ist ein wuseliges Dorf, leider bin ich aber ziemlich weit außerhalb. Es war schwierig hier etwas zu kriegen und so bin ich hier in einem Schlafsaal gelandet. Das wäre soweit okay, aber leider gibt es hier keine Schränke, wo man sein Zeug einschließen kann. Das finde ich natürlich weniger schön, aber für eine Nacht wird es gehen.
Ich bin dann zum Strand runtergegangen, der vielleicht 200 m entfernt war. Hier war offensichtlich ein großer Tummelplatz für Leute am Wochenende.
Es gab viele gemauerte Grills, und viele hatten auch ihren Grill, Tische und Stühle und das ganze Equipment mitgebracht. Die Gesellschaft teilte sich : die Gruppe wusch das Auto, die zweite Gruppe grillte und die dritte Gruppe war am Strand und planschte im Wasser. Ein toller Platz!
Leider gab es zum Schluss fast Ärger. Ich kann an einem Grill vorbei, der aus einer alten Schubkarre bestand und wollte den fotografieren, aber der Eigner wollte das nicht. Okay, ist sein Grill, seine Regeln.
Kann man akzeptieren.
Ein anderer, augenscheinlich herrenloser Grill, bestand aus einer alten Gasflasche. Hier war niemand zum Fragen da, aber eine Frau kam dann ziemlich aufgeregt an und wollte wissen, was ich mache. Dann beschimpfte sie mich ziemlich, irgendwas mit Fuck Off.
Naja, bin ich halt gegangen! Seltsam.
Als ich dann ins Dorf runter gefahren bin, habe ich die nächste Enttäuschung erlebt. Die Märkte und die Shops machten gerade zu.
Ich wäre gerne noch ein wenig rumgelaufen, aber so war das natürlich doof. Einzig und allein ein Sparmarkt hast du noch auf. Ich wollte mir noch einen Wein für abends kaufen, aber die führten keinen Wein. Man verwies mich an einen anderen Laden.
Das war tatsächlich so ein Schnapsladen, wie ich die aus Asien kenne, speziell aus Indien. Vergitterte Fenster und einige gut gelaunte Alkoholiker, die dort (überwiegend) Hochprozentiges kauften. Genau wie in Indien gab es nur Starkbier oder Schnaps. Mit so Kleinigkeiten wie Wein hielt man sich hier nicht auf.
Na gut, dann eben keinen Wein. Der Ortskern hier ist sehr klein und das Highlight ist eigentlich der Busbahnhof und der kleine (jetzt geschlossene) Markt.
Und wo wir gerade bei Pannen sind. Ich checke im Supermarkt immer gerne die Bereiche, wo es Biltong gibt. Oder geräucherte trockene Würstchen.
Schweinelecker!
Gestern habe ich ein günstiges Pack erwischt. Grobe trockene Würste. Wow!
Ich habe eine probiert, die schmeckte auch ganz gut. Vielleicht etwas fett. Und dann fiel mein Blick auf die Packung. Was stand da?
Pet‘s choice!
Ok! Bye - bye Würstchen….
Ein Tag voller Aufregung
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