(Oster)Samstag, 30.3.2024 Spitzkoppe nach Otjiwarongo
WOW!
WOW!
Und noch mal WOW!
Ich habe gestern auf der „Terrasse“ meines Stellplatzes gesessen und auf die Spitzkoppe und die Pontok Mountains geschaut.
Direkt vor meiner Nase. Ich habe da gesessen, die Sonne ist untergegangen und ich habe einfach weiter auf diese faszinierende Szenerie geschaut. Wunderschön!
Die Exklusivste Terrasse der Welt!
Szenenwechsel!
Ich hatte lecker gegessen (natürlich auf der Terrasse) und danach abgespült. Das habe ich in dem dachlosen Kombiraum (Dusche, Klo, Waschbecken) getan und es war schwierig, weil es da stockdunkel war. Die Sonne war schließlich weg.
Und als ich nach oben schaute, waren da…….Sterne.
Unzählige Sterne an einem völlig klaren Himmel. Abertausende von leuchtenden Punkten und eine gut zu erkennende Milchstraße! Überwältigend! So etwas habe ich ewig nicht mehr gesehen! Einmalig!
Ja, der Tag hatte wirklich schön angefangen, so wie es sich für einen Geburtstag gehört. Ich verabschiedete mich im Camp und fuhr los. Die ersten 10 km waren sehr gruselig, aber das kannte ich ja von gestern.
Das nächste Stück war nicht wirklich viel besser aber etwas weniger Schlaglöcher. Und so fuhr ich in den Morgen, bis ich plötzlich das Geräusch des Wagens veränderte.
Es wurde laute, und gerade hier schien die Straße auch sehr schlecht zu sein. Jedenfalls bockt der Wagen ziemlich und es war sehr nervig.
Ich fuhr noch ein kleines Stückchen, aber dann wollte ich doch mal nachsehen, ob alles in Ordnung war.
War es nicht.
Der Reifen hinten rechts hing in Fetzen von der Felge. So etwas habe ich noch nie gesehen! Nun stand ich da, circa 15 km von der Spitzkoppe entfernt mitten in der Wüste auf einer Schotterstraße bei 30°.
Herzlichen Glückwunsch!
Jetzt fing ich erst mal an, den Wagenheber zu suchen. Es gibt viele Verstecke für einen kleinen Wagenheber, und dieser hier war besonders gewitzt. Aber dann fand ich ihn hinter dem Fahrersitz und überlegte die nächsten Schritte. Ich legte mich unter den Wagen, was auf so einer Schotterstraße nicht wirklich angenehm ist. Dann entschied ich mich, den Wagenheber unter einen der Holme zu setzen.
Ich packte ihn drunter, pumpte und pumpte und pumpte. Dann war es zu Ende mit Pumpen, und ich sah, dass das Vorderrad sich gehoben hatte, das Hinterrad aber kein Millimeter.
Ich musste also weiter nach hinten! Zweiter Versuch, ich krabbelt wieder unter das Auto und der Schotter piekste übel an Knien und Händen, aber da war nichts vernünftiges, wo man ihn runter packen konnte, außer direkt unter die Achse unter das Differenzial.
Das war aber wirklich eine sehr schwer zugängliche Stelle und ich hätte mit meinem kompletten Körper unter dem Auto gelegen, was ein wenig kontraproduktiv bezüglich meines Sicherheitsbedürfnises war.
Feige wie ich bin, griff ich zum Telefon und schrieb eine WhatsApp an den Mechaniker der Firma. Ich merkte dann sehr schnell, dass der sehr konsequent arbeitete. Ich hatte ihn schon mal gebraucht, wegen einer Banalität, aber da hatte er auch erst einen Tag später zurückgeschrieben und sich entschuldigt, dass dieser WhatsApp-Account, nur unter der Woche und nur bis 18:00 Uhr beobachtet wird. Okay, also wird er auch dieses Mal nicht antworten.
Einige Autos kamen vorbei, und der Staub legte sich wie Puderzucker auf meine verschwitzte Haut.
So romantisch kann die Wüste sein!
Ein weiterer Wagen kam, wurde langsamer, fuhr aber leider vorbei und hielt circa 200 m vor mir an und zwei Schwarze stiegen vom Wagen.
Okay, der hat das nur die Leute hier abgeladen.
Dann kam ein weiterer Geländewagen an mit einem jungen Pärchen. Die hielten an und der Typ fragte mich, ob ich Hilfe brauche. Ich bejahte das und meinte, ich wüsste nicht genau wo man den Wagenheber am besten drunter packt. Er sagte: ich schau mir das mal an! Er parkte seinen Wagen, aber bevor er ausgestiegen war, waren schon die beiden Schwarzen bei mir.
Du hast ein Problem, sagte der Mann! Ja, dachte ich, so kann man das nennen.
I can Help, meinte er. Okay, sagte ich, das wäre toll. Er fackelte nicht lange, wollte wissen, wo der Wagenheber sei und schmiss sich unter das Auto. Bei ihm war eine Frau. Beide waren so um die 30 Jahre alt und entpuppte sich wenig später als Nico und Rosalie. Nico packt den Wagenheber genau unter das Differenzial und hob den Wagen an. Leider ging das nicht weit genug, also fing er an, aus Steinen, ein neues Podest zu bauen und darauf dann den Wagenheber etwas höher zu platzieren.
Dann klappte es. Der Wagen hob sich soweit, dass das Hinterrad frei war. Die Radmutter hatte ich schon gelöst, und das Reserverad hatte ich hinten auch schon runter gebaut und so montierte er das und gab mir alle Teile (Wagenheber Rad kreuz etc.) zurück und mein Problem war gelöst.
Ich unterhielt mich noch ein bisschen mit den beiden, sie kamen von einer Farm nicht weit von hier, aber wenn ich sie richtig verstanden habe, waren das mindestens 5 bis 6 km quer durch die Wüste.
Ich habe mich dann bedankt und habe ihm 400 $ in die Hand gedrückt. Für mich ist das nicht viel, aber für die beiden sicherlich ein willkommenes Zubrot. Zumindest lächelten sie sehr breit, als sie das Geld sahen. Jedenfalls freute er sich sehr und dann haben wir noch ein Selfie gemacht und ich bin ganz ganz ganz vorsichtig weitergefahren.
Solche Dinge passieren natürlich nicht, wenn man daheim auf dem Sofa sitzt. Zumindestens hatte ich da noch keinen Reifenplatzer. Sowas passiert nur, wenn man unterwegs ist aber meine Erfahrung zeigt, egal wie schlimm die Situation ist. Eigentlich löst sie sich immer wieder auf. Irgendwoher kommt Hilfe oder eine Ratschlag oder was auch immer und es geht weiter. Das habe ich schon öfter erlebt und so war es auch dieses Mal. Während ich mich anfangs über dieses „Geburtstagsgeschenk“ geärgert habe, habe ich mich dann hinterher aber doch über das Erscheinen von Nico und Rosalie sehr gefreut. Mein schönstes Geburtstagsgeschenk für heute!
Ich bin dann jetzt nur noch mit einem Reservereifen vorsichtig weiter gefahren und war sehr glücklich, als ich nach 35 km die B2 erreicht hatte. Das ist eine Asphaltstraße und die gönne ich mir heute! Der Weg zu meinem heutigen Ziel wird dadurch knappe 100 km weiter, aber das ist mir egal, weil nach meiner Information dann durchgängig Asphalt habe.
Mein Bedarf an Abenteuern für heute ist gedeckt! An der nächsten Tankstelle hab ich mir dann noch tüchtig den Tank voll gemacht und den Reifendruck kontrollieren lassen. Wie erwartet hatte der Reserve Reifen etwas zu wenig, aber dafür gibt’s ja hier diese Tankstellen. Wobei ich das mit dem Service hier immer ganz toll finde.
Weiter ging mein Weg über die B2 in Richtung Okahandja. Da wechsele ich die Straße und will weiter nach Otjiwarongo.
Und dann geschah, was nicht geschehen durfte. In Karibib, mitten in der Stadt auf einer ganz guten Asphaltstraße, platzte der Reservereifen.
Chappeau!
Es rumpelte und ich hielt sofort an.
Hinten rechts!
Großes Loch in der Flanke!
Happy Birthday!
20 m weiter war eine Tankstelle, aber der freundliche junge Mann meinte, er könne seinen Job hier nicht verlassen.
Aber 20m weiter sei ein Reifenhandel. Dort solle ich es versuchen. Es war ein Reifenhandel, kombiniert mit einem Friseurladen und einem Copyshop.
Alle hatten auf, nur der Reifenhandel nicht. Mein Glückstag!
Ein junger Mann kam vorbei und sprach mich an. Ihm habe jemand gesagt, dass hier irgendwo ein Wagen mit einem Platten sein würde, ob ich der Fahrer sei.
Er könne das reparieren.
Ok, das scheint hier ein Geschäftsmodell zu sein. Er machte sich an die Arbeit und auch hier gab es Probleme mit dem Wagenheber. Er ist einfach zu klein. Das heißt, alleine hätte ich das nie geschafft.
Mein neuer Helfer holte von Zuhause einen anderen Wagenheber und damit ging es dann.
Ich rief dann eine andere Nummer des Vermieters an und erreichte tatsächlich jemanden. Der sagte mir dann zu, mir zu dem Ort, wo ich jetzt war, 2 neue Reifen senden würde.
Also warten!
Gegen zwei ruft Moses mich an. Er kann an diesem Ort keine Reifen auftreiben. Ich soll nach Swakopmund zurückfahren! Das halte ich ja für eine ganz schlechte Idee. Ich sage nein, ich will nach Norden! Und so fahre ich weiter in Richtung Otjiwarongo, und wir hoffen alle , dass Moses dorthin Reifen bestellen kann. Ich bin auf dem Trans Kalahari Highway für 100 km, das ist wirklich eine perfekt ausgebaute Straße und von da aus geht’s dann wirklich in Richtung Otjiwarongo.
Es tat gut, auf der Asphaltstraße zu fahren. Noch mehr Schotterstraßen heute hätten mich fertig gemacht. Während ich vorhin gewartet hatte, rief ein Freund an, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Mir war zwar im Moment nicht so wirklich nach Geburtstag zumute, aber es tat gut, eine Stimme zu hören .
Ich habe Glück gehabt dachte ich im Nachhinein, dass mir der zweite Reifenplatz nicht bei 100 km/h passiert ist, sondern bei circa 40 km/h in der Stadt. Das hätte übel ausgehen können.
Ich hatte bei der Planung ursprünglich einen anderen, auch sehr netten Camper von Britz im Auge gehabt. Der wäre sogar noch etwas günstiger gewesen, aber der Deal ist daran gescheitert, dass der Wagen nur einen Reservereifen hatte. Und das hatte ich irgendwie im Urin, dass das wichtig sein könnte.
Rechts und links von dem Highway ist so eine Art Buschland. Es sind kleine Büsche oder auch kleine Bäume, die auf dem roten Sandboden stehen. Dazwischen, von der Straße aus, gut sichtbar, immer riesige Termitenhügel.
Es bewölkt sich ein wenig und es fallen noch ein paar Regentropfen, die dieses Land sicher gut brauchen kann und die mir hier auf der Asphaltstraße auch kein Kopfzerbrechen machen
Die ganze Geschichte mit den Reifen ist natürlich sehr unschön und es vermiesst mir so ein bisschen diesen Reisetag. Während ich sonst zumindestens versucht habe, irgendwie meine Umgebung wahrzunehmen und auch unter Schwierigkeiten vielleicht ein / zwei Fotos zu machen kreisen jetzt meine Gedanken natürlich permanent um die Reifen, jedes Mal, wenn ich über eine Bodenunebenheit fahre , kriege ich einen Herzaussetzer.
Zwischendurch rief mich dann ein anderer Mann an, der offensichtlich der Reifenhändler ist, der mir die neuen Reifen bringen will. Ich denke ich werde ihn heute Abend treffen.
Neben den über 2 m hohen Termitenhügeln, die mich die ganze Zeit begleiten, sah ich gerade eine Gruppe bei der Feldarbeit, dicht bei der Autobahn, die in einem Feld irgendetwas ernteten. Komischerweise waren sie alle dunkelgrau, fast schwarz angezogen. Sehr einheitlich. In dem Augenblick, wo ich vorbei fuhr, sah ich aber, dass es eine große Herde von Pavianen war . Alles ausgewachsene große Tiere, die da irgendetwas sucht.
Auf der Strecke durch die Wüste kann ich meine Kurventechnik nicht wirklich verbessern. Es geht immer wieder geradeaus. Viele Schilder warnen vor Wildwechsel, manche auch sehr spezifisch vor Kudus und WarzenschweinEn. Einmal sah ich auch ein paar von denen sehr nah an der Strecke, ein anderes Mal Springböcke.
Zum Glück waren die Warzenschweine noch hinter dem Schutzzaun. Wenn man mal mit so einem Tier zusammen stößt, die Jungs wiegen, locker 60-70 Kilo, gibt es einen ziemlichen Rums. Verglichen mit einem Kaninchen, wo es höchstens mal bobop, bobop, bobop macht, Ist das schon ernst zu nehmen.
60 km vor Otjiwarongo stand am Straßenrand ein Geländewagen, hochgebockt, das Reserverad schon daneben liegend: ein Leidensgenossen. Ich bin langsamer gefahren, als ich vorbeikam, aber er zeigte mit dem Daumen nach oben, also schien er klar zu kommen. Fazit: ich bin nicht alleine.
Dann erreichte ich Otiwarongo, schmutzig, verschwitzt und müde. Die letzten 500m zum Camp waren eine Katastrophe: Asphalt, aber quasi nur aus Schlaglöchern bestehend. Man konnte nur im ersten Gang fahren und in Schlangenlinien. Im Camp war laute Musik zu hören.
Eine Frau kam und fragte was ich wollte. Als ich „einchecken“ sagte, war sie sehr erstaunt. Nein, sagte sie, das ist keine gute Idee. Hier wird heute gefeiert und es wird die ganze Nacht sehr laut sein.
Fahren Sie lieber eins weiter zur Crocodile Farm. Sie hatte das mit dem Lärm sehr überzeugend gesagt also ging ich wieder auf die Schlaglochstrecke. 300 m weiter erreichte ich die Crocodile Farm. Da stand irgendwas von: ab 17:00 Uhr geschlossen, aber die Wache ließ mich noch rein.
Eine Dame, die gerade rausfahren wollte, stieg aus ihrem Wagen und kam zu mir. Ich erzählte ihr meine Geschichte und sie sagte, es sei schwierig, mir zu helfen. Das reine Camp wäre weiter hinten, hier vorne sind nur Apartments.
Zu den Toiletten wäre es dann sehr weit. Ich muss wohl verzweifelt geguckt haben, weil sie sagte dann: wir kriegen das hin.
Sie sprach ausgezeichnet Deutsch und dann lernte ich auch ihren Mann kennen. Er war genauso freundlich und hilfsbereit und sie bot mir an, den Wagen einfach neben das Restaurant zu stellen, und wenn ich dann durch das Restaurant gehe, komme ich zu Duschen und Toilette.
Das war annehmbar, ein Wifi gab es auch und so richtete ich mich ein.
Der Reifenhändler versprach zu kommen und so wartete ich. 20 Minuten später war ein netter junger Mann da, der erst mal die alten Reifen runterbaute. Dann haben wir diskutiert ob die neuen Reifen jetzt Reservereifen werden oder ob vielleicht die neuen Reifen auf die Achse kommen und die alten als Reserve. Er sprach sich trotz der Mehrarbeit für die zweite Lösung aus. Gute neue Reifen für die Achse und die alten Schluppen für den Notfall.
Was für ein Tag. Aber wie immer: wenn was passiert, hat man immer eine coole Story zu erzählen.
Ein herrlicher Tag
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