(Kar)Freitag, 29.3.2024 Henties Bay nach Spitzkoppe

Kalt!


Kalt war es gestern! Schweinekalt! War das echt? Oder kam mir das nur so vor? 

Ich stand vor der Wahl: Socken aus dem Rucksack kramen oder einfach den Heizlüfter (ich bin hier spitzenmäßig ausgerüstet) rausholen? 

Die Socken haben gewonnen. Und nachdem die Türe zu war, war es auch ganz muckelig.


Auf der Speisekarte stand gestern ein frischer Salat mit Tomaten, Gurke und Zwiebeln sowie eine einfache Bolo! Die Vitamine aus dem Salat durchströmten meinen Körper und die Bolo machte ihn warm. Dazu gab es „Smoke on the Water“. 

Man muss es auch mal krachen lassen! 






Und dann habe ich noch das Internet bemüht. Das Wrak gestern war die Zeila. Sie ist am 25.8.2008 hier gestrandet, nachdem sich die Schleppleine gelöst hatte. Der Fishtrawler kam von Walfischbucht und sollte als Schrott nach Bombay/Indien gebracht werden. Die Bergungskosten würden den Schrottwert übersteigen…..Es ist also kein typisches „Skelettküsten-Drama“ gewesen. 


Heute will ich nach Spitzkoppe. Das ist nicht so arg weit, aber ich erwarte wieder abenteuerliche Straßen. 

Richtig doof aber ist, dass ich morgen wieder ein 300km - Stück vor mir habe. An meinem Geburtstag? Wer hat das geplant? 

Aber so weit sind wir noch nicht.


Das Morgenritual ist immer sehr ähnlich. Man parkt ja in der Regel direkt vor dem kleinen privaten Dusch- und Toilettengebäude, so dass es nur zwei Schritte bis zur Dusche sind. Und die hat hier überall ausreichend Druck und schön warmes Wasser. So kann der Tag starten. 


Danach gibt es dann Kaffee und einen Cookie. Anschließend wird das Auto innen aufgeräumt. Danach: Stromkabel abbauen, alle Fenster zumachen, alles sicher verstauen und dann bin ich bereit zum ablegen. 


Es ist tatsächlich die gleiche Vorgehensweise, wie früher auf dem Boot. 


Jetzt kurz in die Stadt, einkaufen (hier haben die Geschäfte auch am Karfreitag geöffnet), allerdings gibt es an Sonn- und Feiertagen kein Bier (oder andere Alkoholika). Mit frischem Obst und Kaffee ging es dann zur Tankstelle. Dort war ein sehr netter Tankwart aus dem Damaraland, der natürlich wissen wollte, wie mir Namibia gefällt. 

Ich glaube, Henties Bay gehört schon zum Damaraland, die Spitzkoppe sicherlich. 


Wir haben uns eine Zeit lang unterhalten, das ist etwas, was mich immer wieder mal bezaubert: Die Freundlichkeit der Menschen. 


Mit vollem Tank bin ich dann auf die D1918 gegangen, die mich etwas über 100 km in Richtung Spitzkoppe bringen sollte. Das tat sie auch 5 km lang asphaltiert und wir waren schon fast Freunde, als dann wieder der Schotter begann. Es war eine sehr breite Piste mit sehr vielen Wellenmustern, dafür aber nicht ganz so vielen Schlaglöcher. Ich will nicht sagen, dass sie angenehm zu fahren war, anstrengend war es alle mal, aber ich habe schon schlimmere Straßen gesehen. 










Dachte ich. 

Das D vor der Straßennummer ist nicht so gut wie ein B. Und C ist besser als D. Ist eigentlich ganz einfach!

Kurz: schön war die Fahrt nicht.

Es war morgens früh relativ kalt, Also bin ich mit Pullover losgefahren. Werde ich später rechte sich das, da die Sonne doch eine Menge Kraft hat. Der Weg führte mich natürlich wieder durch die Wüste, aber hinten am Horizont erschien bald die ersten Berge.


Ich habe dann kurz angehalten, um den Pulli auszuziehen und um ein Foto zu schießen und bin dann auch wieder eingestiegen. In dem Moment kam von hinten ein anderer Wagen an, der sofort angehalten hat und gefragt hat, ob alles okay sei. Das finde ich natürlich toll, dass es Menschen gibt, die hier auf andere achten. Ist aber auch notwendig.


Fast hätte ich Hilfe gebraucht! Ich bin doch etwas tief in den Sand an der Seite gefahren, so dass die Räder durchdrehten. 


Also musste ich Allrad einschalten. Bei meinem Wagen ist das ein Griff und ich kann das auch während der Fahrt machen. Hier braucht man fast beide Hände, um den Gang reinzuwürgen. Dann muss der Rückwärtsgang rein und man muss kurz die Kupplung kommen lassen. Dann den Vorwärtsgang und das gleiche Spiel. Mit Glück leuchtet dann die grüne 4x4-Leuchte und dann hat man Allrad!


So viel Arbeit! Und dann: einmal Gas geben und der Wagen stand wieder auf Schotter. Raus ging der Allrad dann schneller. 


Während an der Küste noch kaltes und nasses Aprilwetter herrschte, hatten wir hier 30 Grad.


Nach 100 km musste ich für die letzten 10 km auf eine noch furchtbarere Straße. Aber 10 km, was ist das schon. Bei sengender Hitze erreichte ich dann mein Camp am Fuße der Spitzkoppe.












Die Berge sehen gigantisch aus und wirken fast wie ein Fremdkörper hier in der Wüste. Das Camp ist ziemlich groß und mein Platz hat zwar kein Dach auf Klo und Dusche (das Thema lüften entfällt damit), wohl aber ein Zeltdach über einer Art Terrasse. 

Dafür steht der Wagen in der Sonne, das könnte am Abend spannend werden. 


Man kann hier Touren machen, aber der Guide ist ein ziemlicher Schnarch und spricht so undeutlich, dass ich darauf verzichten werde.


Die Spitzkoppe ist mit ihren 1782 der meistfotografierte Berg in Namibia und trägt den Beinamen „Matterhorn Namibias“. Der Berg ist ca. 100 Millionen Jahre alt. Eigentlich sieht man nur die oberen 700m, da ca. 1000m noch unter den alten Sedimentschichten begraben sind. Hier sind viele Felszeichnungen gefunden worden, deren Alter auf ca. 4000 Jahre geschätzt werden. 


Und so habe ich mich entschlossen, selbst in den Park zu fahren. Es war nicht einfach, den Parkeingang zu finden, aber mit Hilfe von ein paar Kindern habe ich es dann doch geschafft. 


Ich bin durch das Dorf gefahren, das sehr ärmlich ist und am Straßenrand sind viele Kinder, die irgendwelche gebastelten Sachen verkaufen . Aber sie haben mir irgendwie angesehen, dass ich zu dem Park will und haben deshalb in die richtige Richtung gewiesen. 








Der Park umfasst die Spitzkoppe selber und die Pontok Mountains direkt daneben. Einen Teil darf man alleine befahren, aber vor allem den Teil mit den Höhlenmalereien darf man nur mit Guides besichtigen. 


Also fuhr ich munter los, und dieses Gebirge ist, wie vieles hier in Namibia, unbeschreiblich. Die Felsen sehen teilweise wie organisch gewachsen aus, es ist ein rötlicher Stein, der an vielen Stellen sehr glatt ist. Die Grenze zwischen dem losen Kies, der hier überall liegt und den Felsen ist fließend, weil die Felsen fast das gleiche Muster haben. 


Ich weiß nicht, wie viel Bilder ich von diesen Felsen gemacht habe aber es sind eindeutig zu viele. Das lag daran, dass mich das halt irgendwie fasziniert hat. So habe ich mich dann von Felsen zu Felsen gehangelt, und als ich vor einem recht beeindruckenden Exemplar stand, rief mir ein Mädchen zu irgendwas zu. 


Ich hatte es nicht verstanden und ging zu ihr hin, und sie fragte mich, ob ich den Pool suche. 


Ein Pool ist immer gut, aber in dem Moment hatte ich ihn nicht gesucht. Sie zeigt aber trotzdem auf einen Felsen und sagte: da hoch klettern und dann kommt etwas grün und dann sieht man ihn schon. 

Das Ganze fand in gutem Englisch statt und das Mädchen war weiß. Ich machte dann den üblichen Anmachspruch: where do you come from? Und sie sagte: hier aus Namibia.










Auf die Rückfrage, gab ich mich als Deutscher zu erkennen, und sie wechselte sofort ins Deutsche. Sie erzählte mir, dass sie Deutsch in der Schule gelernt habe, es aber nicht so gut könne. 


Das war die Untertreibung des Jahres. Sie sprach akzentfrei und sehr, sehr gut mit einem offensichtlich reichhaltigen Wortschatz. Wir unterhielten uns noch etwas und sie erklärte mir dann noch mal den Weg zu dem Pool. 


Ich bin dann den Berg ein Stück hinauf geklettert, was aber nicht allzu schwierig war, und sah auch bald ein paar grüne Büsche und direkt dahinter tatsächlich einen kleinen, natürlichen Pool, der sich durch herablaufendes Wasser gebildet hatte. 


Darum herum saß eine lustige Truppe von Männern, Frauen, Kindern, einem Hund und einer Katze. Sie hatten sich unter einen Felsvorsprung gesetzt, der Ihnen Schatten bot. 


Es war eine tolle Aussicht von hier oben und auch die Gesteinsformationen waren fast skurril.


Sie waren irgendwas zwischen furchterregend und beeindruckend. Furchterregend, weil viele der riesigen Felsbrocken so aussah, als ob sie da irgendwie hinein gestürzt sei. Und das war auch wohl so. 

Spannend!

Ich klettere wieder runter und sah dann vielleicht 200 m weiter ein paar Leute in einer Felsspalte verschwinden. Da war ich natürlich neugierig und bin hinterher. Es ging durch einen engen Spalt und dann musste man sich auch sehr sehr bücken, und unter einem anderen Stein durch zu krabbeln und dann ich traute meinen Augen nicht. 










Vor mir war eine Art Höhle, die aber keine Höhle war, es war ein offener Bereich nur oben war ein Stein hinein gestürzt und ließ so immer noch Licht durch, spendete aber viel Schatten. 


Unter diesem riesigen Felsbrocken Stand ein sehr sehr großer Tisch mit allerlei Leckereien drauf und darum herum saßen circa 20 Leute auch wieder beiderlei Geschlechts, mit Kindern und Tieren und guckten mich neugierig an. 


Ich guckte genauso zurück, entschuldigte mich für die Störung und fragte, ob ich von dieser Höhle ein paar Fotos machen dürfe. 


Sie lachten und nickten: natürlich. Ein Typ kam auf mich zu und fragte mich: willst du ein Bier? 


Nun war es erst 15:00 Uhr, das ist vielleicht nicht so meine Zeit für Bier aber einerseits hatte meine Mutter mir immer beigebracht, dass man Geschenke aus Gastfreundschaft nicht ablehnen darf und meine Frau hat mir immer eingebläut, dass ich bei der Hitze viel trinken soll. 


Das wären ja zwei Fliegen mit einer Klappe. Und man will ja nicht unhöflich wirken.


Also sagte ich ja und gesellte mich zu den Leuten. Es war eine lustige Truppe, die aus Swakopmund stammte und die hierhergekommen waren, um das Osterwochenende zu verbringen. Eine davon war mal Au-Pair in Stuttgart gewesen. Eine andere im Schüleraustausch in Duisburg. Ein Typ hatte eine größere Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch Deutschland gemacht und könnte sich auch ganz gut aus. 


Es war eine tolle Atmosphäre und hat mir viel Spaß gemacht. Und das Bier war auch lecker! 


Ich bin dann weitergefahren zu einer Art Brücke, die eines der Highlights in diesem Park ist. Die Brücke ist ein riesiger Felsbrocken, der wie eine Brücke zwischen zwei anderen Felsbrocken ist und so die beiden Gipfel der Felsbrocken miteinander verbindet. 


Die Kletterei war auch nicht so einfach, aber ich hatte Begleitung von einem jungen Deutschen, mit dem ich mich dann auch ganz angeregt (wenn ich wieder Atem hatte) unterhalten habe. 


Er war mit seiner Mutter und mit seiner Frau unterwegs und wollte sich dieses Naturschauspiel hier auch mal ansehen. Es ist eine sehr beeindruckende Szenerie hier, die einen wirklich mitreißt, egal, ob man sich die Felsen aus der Nähe oder von der Ferne ansieht. 










Das hier irgendwie mitten in der Wüste! Tiere habe ich hier nicht so wirklich gesehen, natürlich schwirren hier Insekten rum und es gibt ein paar Vögel und ein relativ großer Waran oder eine Eidechse, was auch immer lief mir über den Weg. Sie guckte aber sehr skeptisch und hat sich dann auch, als ich näher kam, buchstäblich aus dem Staub gemacht.










Ich habe mir dann wieder den Weg zurück in mein Kamp gesucht, was hier gar nicht so einfach ist, weil alle Wege sehr ähnlich aussehen. Auch in dem Camp hatte ich leichte Schwierigkeiten, meinen Platz wieder zu finden, weil der ziemlich am Rand der Anlage liegt. Aber ich habe ihn gefunden und meinen braven Bobo in seine Ecke gestellt. Was neben den Kurbeln an den Fenstern auch noch sehr Retro ist bei dem Auto, ist die Handbremse. Die älteren werden sich erinnern: es ist so ein Krückstock schräg unterm Lenkrad, so dass man sich immer nach vorne beugen muss, wenn man ihn ziehen will und auch beim Lösen. 


Zum anziehen muss man einfach nur herausziehen. Zum Lösen muss man den Stock drehen und wieder reinstecken. Ich konnte das noch! Wenn ich mich recht erinnere, war mein letztes Auto, dass so eine Handbremse hatte, meine Ente!

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