Freitag, 22.3.2024 Reise nach Durban.
Gestern Abend wollte ich noch lecker in einem Restaurant essen unweit meiner Unterkunft. Sehr nett unterhalten wurde ich von dem Pärchen, das bei mir am Nebentisch saß. Ich konnte nicht hören, was sie erzählt haben, ich habe nur gesehen, dass die Frau dem Mann irgendetwas mit ihren Haaren erklärt. Es war ziemlich kompliziert und aufwändig und dauerte auch eine ganze Weile.
Er zeigte (heuchelte) Interesse und kommentierte auch ganz viel und ich dachte: oh Mann, er will nur an ihre Wäsche und muss jetzt bitter dafür bezahlen, in dem er sich das alles anhören muss. Armer Kerl!
Aber irgendwie war ich auch ein armer Kerl. Ich hatte mir Wings und Spareribs bestellt. Und freute mich darauf.
Das Bier kam schnell, aber dann passierte lange Zeit nichts. Über einer halben Stunde später fragte ich die Kellnerin und sie meinte mein Essen würde sofort kommen. Ich meinte :okay maximal 5 Minuten, sonst gehe ich.
Ich kann so etwas nicht leiden, und es kam so, wie es kommen musste: nach 5 Minuten bezahlte ich mein Bier und verließ das Lokal.
Daneben war noch ein anderes Lokal, aber da saß kein einziger Gast drin. Ein drittes Lokal hatte zu.
Pech auf ganzer Linie, also ging ich unverrichteter Dinge nach Hause, wo noch einige Stücke Biltong und eine Tüte Erdnüsse auch nicht warteten.
Heute Früh war ich früh auf und habe auf der Terrasse am Pool zusammen mit den Moskitos gefrühstückt. Ich hatte einen kleinen Cookie und Kaffee, die Moskitos meine Beine. Nachdem ich mich dann doch mit Mückenschutz eingesprüht hatte, war es besser.
Mein Zeug hatte ich schon gestern gepackt und so verließ ich weit vor der geplanten Zeit die Unterkunft. Ich habe ja keine Ahnung wie einfach oder wie schwer man morgens früh nach Durban reinfahren kann.
Die N2, die ich die ganze Zeit begleitet hatte, brachte mich auch nach Durban. Als ich von der Autobahn runter wollte, fuhr ich durch ein unglaublich komplexes Autobahnkreuz mit vielen Abzweigungen und ich gehe mal davon aus, dass ich mindestens zweimal gegen irgendwelche Verkehrsregeln verstoßen habe, weil mein Blick immer zwischen dem Navi und der Wirklichkeit hin und her ging, und das bei 50 Stunden Kilometern in dem dichten Berufsverkehr: Chapeau!
Ich bin froh, dass nichts passiert ist. Die Strecke in die Stadt hinein führte mich über gefühlt 20 Kreisverkehre, die ich hier überall anstelle von Ampeln sind. Und das Navi hörte nicht auf zu quasseln!
Dann kann ich durch eine interessante Straße, ich denke, das war ein Markt. Von der Straße aus waren viele kleine Shops zu sehen, aber es gab auch Eingänge, um in das Innere der Komplexe zu kommen. Auf der Straße liefen sehr viele Leute herum und alles war voller Unrat. Das hätte ich mir gerne angesehen, aber dann lieber ohne das Auto.
Da ich noch viel zu früh war, programmierte ich den nächsten McDonald’s ein und fuhr da erst mal hin, noch einen Kaffee zu trinken.
Die Übergabe des Leihwagensfunktionierte einigermaßen einfach gut, bis auf die Tatsache, dass der Mann Kratzer auf der linken Seite entdeckte. Ich bin ein paarmal ziemlich dicht an Büschen vorbeigekommen, wahrscheinlich sind die Kratzer nur oberflächlich. Aber man wird sehen.
Dann habe ich mir einen Uber kommen lassen und bin zu meiner Unterkunft gefahren. Das Zimmer war noch nicht fertig, aber ich konnte meine Sachen unterbringen und bin dann in das Zentrum des Stadtteils gegangen. Das bestand aus ein paar Kneipen und einer großen Shopping Mall so konnte ich mir zumindest schon mal Sachen fürs Frühstück morgen früh besorgen.
Nach einer kurzen Pausen ging ich dann wieder los. Nach einem Blick in den Reiseführer war mir klar, dass die belebten Straßen, die ich gesehen habe, Teil des Victoria Markts waren.
Das ist hier in Durban ein zentraler Markt, der im Grunde genommen aus einem ganzen Stadtteil besteht. Ich habe mich per Uber da hin kutschieren lassen Und bin vorsichtig in das Treiben eingetaucht.
Vorsichtig deshalb, weil der Reiseführer sehr ausgiebig über Taschendiebe berichtet. Die Kamera hatte ich zu Hause gelassen und Handy und Portmonee habe ich nun in meiner rechte Hosentasche vorne gesteckt und die Hand dazu.
Es ist natürlich nicht so schön, mit der Hand in der Tasche zu gehen, aber so habe ich mich halbwegs sicher gefühlt, die beiden Gegenstände durch den Trubel hierzu bringen. Das Ganze fühlt sich an wie Asien. Egal, ob es ein großer Markt in Thailand ist oder in Indonesien oder in China: es ist voll, es ist laut und es ist bunt. Mit anderen Worten: toll!
Neben den vielen Geschäften und Straßenständen gibt es auch Shops, wo man etwas zu essen kaufen kann. Die meisten davon waren brechend voll, und so „auf die Hand“ wollte ich nichts, weil ich dafür vielleicht beide Hände gebraucht hätte Und wer würde dann auf meine Sachen aufpassen?
Ich ging immer weiter in diesen Moloch hinein, bis eine Frau mich ansprach. Und dann wenig später noch eine! Ooops! Zeit, die Richtung zu ändern.
Also ging ich in Richtung Wasser und in Richtung Hafen. Da unten gibt es einen maritimes Museum, dass ich mir gerne ansehen wollte. Der Hafen ist riesig groß und ganz vorne ist auch ein Yachthafen. Allerdings ist das Wasser und auch der Uferbereich genauso schmutzig wie die ganze Stadt.
Denn das ist etwas, was sehr schnell ins Auge fällt. Viele der Straßen sehen so aus wie die Straßen in Düsseldorf direkt nach dem Karnevalszug. Überall liegt Müll herum in Einzelteilen und teilweise auch aufgerissene Müllsäcke, es ist ganz furchtbar. Hier im Hafen schwimmt der Müll im Wasser und das Wasser stinkt auch ganz erbärmlich.
Neben dem ganzen Schmutz sieht man auch immer wieder Townships oder illegale Siedlungen, wo sich die Obdachlosen einfach eine Art Zelt auf den Bürgersteig gebaut haben.
Nach einem langen Marsch erreiche ich das Museum.
Das Marinemuseum ist ein Freilichtmuseum, die Schiffe liegen hier auf dem Land, eines schwimmt sogar noch. Man kann fast überall hineingehen und das ist natürlich was für mich.
Die Kähne rosten gnadenlos vor sich hin, viel Geld gibt man wohl hier nicht dafür aus. An dem großen Schlepper liegt noch ein weiteres Schiff, könnte sein, dass es ein altes Kriegsschiff ist. Die Hälfte davon liegt schon unter Wasser. Ein geniales Museum und es kostet auch nur zehn Rand.
Später finde ich noch ein Schild und es gibt mir recht. Den Rostaufen, den ich für ein Kriegsschiff gehalten habe, ist ein alter Minensucher.
Ein Schiff kann man durch den Rumpf betreten. Die haben da gnadenlos ein Loch hineingeschnitten und so steht man direkt im Maschinenraum vor der Kohlenschütte, wo die Matrosen damals Kohle zum heizen des Dampfkessels geschippt haben.
Interessanter ist dann eher ein riesiger Schlepper, der auch noch schwimmt. Man kann fast überall hinein klettern, hinab klettern oder hinauf klettern. Hier ist es auch der Rost, der alles zusammenhält und ich habe nicht immer ein gutes Gefühl, wenn ich irgendwo drauf trete. Aber es ist einfach toll im Innenleben dieses Schiffs herum zu klettern.
An Deck sind noch einige Rettungsboote aus Holz, auf die ich mich allerdings nicht mehr verlassen würde.
Wer einmal „Das Totenschiff“ von B. Traven gelesen hat, kann nachvollziehen, was ich hier auf diesen Schiffsfriedhofskandidaten empfunden habe.
Es gibt auch noch ein überdachtes Museum mit einigen Schiffsmodellen und anderen Exponaten. Am interessantesten dabei ist ein großer Korb, mit dem früher die Passagiere von Bord geholt worden sind und es gibt eine Bilddokumentation bezüglich des Walfangs.
Zwei Norweger sind hergekommen und sind mit zwei Schiffen erstmalig hier vor der Küste auf Walang gegangen. Sie haben auf ihrer ersten Tour 106 Wale gefangen. Sie haben die Tiere innen mit Luft gefüllt und dann hinter sich her geschleppt.
Interessant war auch noch die weiße Frau. Die weiße Frau war eine Sängerin, genauer gesagt eine Sopranistin, die hier in der Kriegszeit die Schiffe, die Soldaten nach Burma oder in andere Kriegsgebiete gebracht haben, mit ihrem Gesang gegrüßt hat. Sie war eine feste Institution und stand hier immer.
Dann habe ich mich langsam wieder auf den Weg gemacht, um zu meiner Unterkunft zu gelangen. Eine kurze Pause habe ich noch in einem McDonald’s eingelegt und habe mir einen Kaffee geholt.
In dem ganzen Viertel habe ich vielleicht ein oder zwei Weiße gesehen, hier der McDonald’s ist komplett schwarz. So schwarz, dass ich auch bei der Frage welchen Zucker ich haben will (braun oder weiß) gestutzt habe. Gibt es hier eine richtige Antwort? Ich habe mal sicherheitshalber braun gesagt.
Dafür hatte ich auf dem Rückweg noch einen sehr netten Uber Fahrer, mit dem ich mich prächtig unterhalten habe. Wir waren beide der Meinung, dass bei dem Vergleich: Kapstadt oder Durban die zweite eher dem Bild von Afrika entspricht, während Kapstadt deutlich europäischer ist.
Den gebührenden Abschluss von Südafrika habe ich dann in einem wohl sehr, sehr schwarzen und sehr, sehr afrikanischen Restaurant gemacht.
Ich war das Braai House, circa 15 Minuten entfernt von meiner Unterkunft. Ich bin trotz der einsetzenden Dunkelheit zu Fuß dahin gegangen, aber es war auch sehr stressfrei.
Dann wurde es schwierig. Alle Besucher in der Kneipe waren sehr schwarz und die Kneipe war auch recht dunkel. Ich fragte nach einer Speisekarte, aber die gab es nicht.
Die Kellnerin bot an, mir zu erklären, was es denn gab.
Sehr laute Musik und das etwas schwierige Englisch führten dazu, dass ich nichts verstand.
Überhaupt nichts.
Mal ging es um Hühnchen, mal ging es um den Kopf der Kuh und mal ging es um das, was die Kuh im Magen hat.
Wir diskutierten eine Weile hin und her und dann hab ich ihr gesagt, sie solle mich einfach überraschen und mir ein Bier dazu bringen.
Und das tat sie dann auch.
Das Bier kam, dann kam… eine Suppe. Es war eine Suppe und 3 Scheiben sehr weiches Brot und eine Sammlung sehr scharf aussehender Chilis.
Ich probierte die Suppe und: Verdammt!!! War die scharf!
Die reine Suppe hatte einen ganz leichten Gulaschsuppen-Geschmack, und darin waren Gemüse und Pansen.
Interessanterweise, und damit hätte ich nie gerechnet, war dieser Pansen schwarz.
Klar, Afrika, dunkle Kneipe, viele schwarze Leute hier: das färbt ab. 😎👊
So bin ich dann doch noch an authentisches afrikanisches Essen gekommen, das rundet diesen Tag ab. Vielleicht hätte ich meine Tour hier oben beginnen sollen? Durban hat mir gut gefallen, sicherlich alles nicht ungefährlich, aber spannend. Vielleicht habe ich mir so Afrika vorgestellt? Kann schon sein!
Sehr sehr afrikanisch
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