Donnerstag, 28.3.2024 Cape Cross und Henties Bay
Gestern Abend war ich noch hier in einem Fischrestaurant und habe leckeren Fisch bekommen sowie einen sehr schönen, frischen Salat. Man muss man muss es sich auch mal gut gehen lassen!
Leider wurde meine Freude etwas getrübt, als eine Truppe Sänger auftauchte, die hier etwas per A-Cappella zum Besten geben wollten. Ich kann so etwas nicht leiden, wenn ich Musik hören will höre ich Musik und wenn ich essen will, will ich essen.
Zum Glück war ich gerade fertig als sie kamen und bin dann auch direkt gegangen. Danach habe ich es mir in meinem kleinen Bobo gemütlich gemacht und dann auch herrlich geschlafen.
Heute ist auch eher ein ruhiger Tag, da ich nur eine kleine Strecke zu fahren habe. Deshalb lass ich es langsam angehen, frühstücke gemütlich und gehe dann noch ein Stück durch die Stadt. Es gibt immer noch kleine Gassen zu entdecken, in denen ich noch nicht gewesen bin.
Allerdings ist es um diese Uhrzeit auch noch sehr kalt. Ich habe einen Pullover an, aber die nackten Füße in den Sandalen wollen nicht so recht dazu passen. Sie sind nämlich auch ziemlich kalt.
Gestern im Restaurant war mir aufgefallen, dass viele der Männer offensichtlich die gleichen Schuhe anhatten. Helles braunes Leder und halb hoch. Als ich dann an einem Schuhladen vorbei kam, konnte ich das Rätsel lösen.
Die Schuhe haben wirklich ein tolles, weiches Leder vom Strauß oder vom Kudu und sind auch sehr günstig (50-75€). Schade, dass ich keinen Platz habe.
Etwas nervig sind hier die Bettler. Das sind entweder kleine Kinder Männer und Frauen. Vor allem die Kinder sind sehr hartnäckig – aggressiv. Ich habe schon öfter die Straßenseite gewechselt, einfach um dem zu entgehen.
In einem netten kleinen Café habe ich noch einen guten Cappuccino getrunken und bin dann zu meiner Herberge zurückgegangen um auszuchecken.
Mit dem Wagen bin ich dann in die Stadt gefahren, um einzukaufen. Ich muss mich für die Ostertage eindecken, da ich nicht weiß, wie die Öffnungszeiten sind und da ich auch nicht weiß, ob es da, wo ich hinfahre, einen Supermarkt gibt .
Nachdem ich die Einkaufsarie abgeschlossen habe, hat mich noch ein selbsternannter Parkwächter aus der Lücke raus gelotst.
Meine Frau und auch ein guter Freund hat mich gefragt, warum ich nicht den Reservekanister benutzt habe, als mir der Sprit in Nesriem knapp wurde. Ich musste zugeben, dass ich ihn nicht benutzt habe, weil er leer war. Das hat meine Frau überhaupt nicht verstanden , und ich muss zugeben, dass sie Recht hat. Und ich hasse es, wenn sie Recht hat und ich nicht!
Auch deshalb bin ich noch kurz zur Tankstelle gefahren. Und weil ich keine Lust habe, mir die Geschichte wieder und wieder anzuhören, habe ich den Kanister jetzt auch mal gefüllt.
Swakopmund ist nicht groß, also ist man schnell aus der Stadt heraus und eine schnurgerade Straßen führt dann über 70 km zum nächsten Ort. Die Gegend hier würde ich generell als flach bezeichnen. Flach und langweilig. Links ist Sand und rechts ist auch Sand. Vor mir ist allerdings ist auch Sand. Mutet fast an, wie eine Wüste!
Hier sind wieder mehrere Siedlungen mit diesen winzigen Häuschen
Ich habe heute drüh spontan beschlossen, nicht direkt nach Henties Bay zu fahren, sondern erst nach Cape Cross. Das Kap ist Heimat einer der größten Robbenkolonien hier an der Küste. Also nix wie hin!
Rechts von mir war lange Zeit eine Pipeline, jetzt ist da nur noch Sand. Links sieht man die Brandung des Meeres. Rechts ist nichts.
Es ist etwas dunstig, so kann man auch die Berge am Horizont nicht sehen. So ist es vorstellbar, dass die Seeleute das nahe Ufer nicht erkannt haben und so auf Grund gelaufen und havariert sind. Das ist ja auch der Ursprung des Namens Skelettküste .
Viele Seeleute haben sich nach der Havarie retten können, um dann letztlich in der Wüste zu verdursten.
Wenn ich das so sehe, erinnere ich mich an meine Zeit als aktiver Segler. Land war immer leicht zu erkennen, weil da entweder Bäume oder Gebäude waren (Holland) oder aber Berge (Mittelmeer).
So wusste man schon aus relativ große Entfernung, wo das Land begann. Hier sieht man aber nichts, weil hier außer flachem Sand auch nichts ist, noch nicht einmal Dünen.
Ich bin alleine auf der perfekt ausgebauten Straße und fahre in Richtung Horizont. Es ist wärmer geworden, aber es ist überall sehr dunstig. Man kann hier schön gemütlich mit 100 km/h durch die Wüste fahren, cool!
Da meine Handyhalterung kaputtgegangen ist, liegt das Handy jetzt mit dem Navigationsprogramm zwischen meinen Beinen. Allerdings wofür soll das gut sein? Was ist an 70 km geradeaus nicht zu verstehen? Hier an der Küste. Die Strecke ist wirklich einfach. Mein erstes Ziel heute wird wie gesagt, Cape Cross sein.
Interessant sind hier die Spiegelungen auf der Straße. Wenn die Straße sehr eben ist, sieht es so aus, als ob sie in 500 m die Farbe wechselt.
Vor mir ist die Straße asphaltgrau und in 500 - 600 m ist sie weiß. Beim ersten Mal dachte ich schon: oh Shit , wieder Schotter!
Aber dann habe ich gemerkt, dass sich die Distanz zu der weißen Fläche nicht verringert, und wenn es leicht bergauf geht, ist auch alles wieder asphaltgrau. Verrückt!
Dann kam ich tatsächlich an einem Wrack vorbei, dass hier 2008 gestrandet ist. Es liegt nur vielleicht 150 m vor dem Strand und macht einen sehr traurigen Eindruck. Es sind ein paar Leute hier, die um Geld und Essen betteln, aber sie lassen mich schnell in Ruhe. Ich denke auch, sie waren es, die diesen hübschen Leichnam hier aufgebaut haben. Sehr passend.
Ich bin zwei - dreimal über Brücken gefahren und vorher waren Schilder, auf denen der Name des Flusses stand. Bis jetzt habe ich hier keinen Fluss gesehen, obwohl es jetzt eigentlich Regenzeit ist. Für mich natürlich absolutes Glück, weil Regen natürlich vieles schwieriger macht, aber für die Natur und für die Menschen hier sicher eine Katastrophe.
Kurz vor Cape Cross stehen öfter mal kleine Tische mit irgendwelchen rosa Gegenständen auf der Straße. Ich denke, es sind irgendwelche Kristalle oder Steine, und offensichtlich kann man sie kaufen, indem man Geld in irgendwelche Blechdosen wirft. Seltsam an einer Nebenstraße war aber auch ein Schild betreten verboten. Daneben stand Mining Area also irgendeine Mine. die Straße wird etwas schlechter und die Gegend immer lebensfeindlicher, eine seltsame Stimmung hier.
Und dann erreichte ich Cape Cross und sah…
Nichts! Da war nichts! Gar nichts! Ich stand auf der Straße, vor mir Straße hinter mir Straße, links und rechts war Sand! Der Navi sagte, „sie haben ihr Ziel erreicht“, Chapeau!
Da bin ich ja schön reingefallen. Ich war zu der Zeit ca. 1 Km vom Meer entfernt und es gab keinen Weg, der dahin führte. Dafür gab es Zäune, die offensichtlich eine riesige Salzmine umgaben.
Ich gebe zu, ich hatte Cape Cross auf der Karte gesehen und gedacht, ach komm, ich habe heute keine weiße Strecke, dann mache ich mal so einen Schlenker und gucke mir dieses Kap an.
Aber wie gesagt, hier war nichts. Außer einer Saline, und ich denke, dass diese rosa Steine die hier überall zum Verkauf liegen, einfach sehr hübsche Salzkristalle sind. Wieder was gelernt.
Dann kann ich jetzt ja beruhigt auf den Rückweg nach Henties Bay gehen.
Henties Bay ist ein reiner Touristenort mit knapp 5000 Einwohnern. Er ist entstanden aus einer Ansammlung von Bretterbuden an den Ufern des Omarunu-Flusses, weshalb er auch Omarunumund genannt wird. 1929 hatte hier die Niederländerin Hentie van der Merwe eine Süßwasserquelle entdeckt und damit dem Ort seinen heutigen Namen verpasst.
50 km später bog ich dann ab und fuhr in den kleinen Ort hinein. Flache Hütten drucken sich links und rechts des Weges, Schilder weisen auf einen Sparmarkt hin, und auch eine Tankstelle gibt es hier. Ich finde schnell das Camp, und dieses Mal sieht es wirklich aus wie ein Campingplatz .
Kleine Parzellen, relativ dicht nebeneinander und zu jeder Parzelle gehört ein kleines Häuschen, in dem eine Toilette, eine Dusche und ein Platz zum abwaschen ist. Leider gibt es kein WLAN, und damit morgen früh auch keine Zeitung!
Der Ort selber ist dann eine kleine Enttäuschung. Ein seelenloses Nest mit breiten Straßen, die Straße, wo ich wohne, heißt Sandstraße. Etwas mehr Fantasie hätte ich den Leuten schon zugetraut.
Es ist kalt hier, die Sonne ist hinter den Wolken und der Wind ist ungemütlich.
Es ist irre, wie weit man das Rauschen des Meeres und auch die Brecher hören kann. Der Strand hier ist ausgesprochen unfreundlich.
Man sieht, wie immer, den Sand, aber dann geht es fast 20 m sehr steil hinunter, bis man an einem Strand kommt aber dazu hat man keine Lust, weil ein sehr großes Schild vor den starken Strömungen warnt. Hier am Wasser ist es natürlich noch kälter. Und es ist schwer vorstellbar, dass in Windhuk fast 30° sind und in Etosha sogar 35°. Da sind wir hier sehr weit von entfernt.
Die Häuser machen einen gepflegten Eindruck und sind mit Liebe zum Detail gestaltet worden.
Hier wohnen z.B. Gerd und Christine, und wenn man an dem Schild glauben darf, macht Gerd gerne Musik und trinkt sich auch ganz gerne mal einen. Und irgendwie hat er ein Faible für Mexiko.
Und so ziehe ich mich in meinen warmen Bobo zurück (zur Ausrüstung gehört sogar ein Heizlüfter) und schaue mir die Welt durch das Fenster an.
Diese kleine Stadt ist menschenleer,
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