Dienstag, 26.3.2024 Fahrt über Walfischbay nach Swakobsmund
Es war gestern noch ein wunderschöner Abend und es hat etwas an sich, in aller Ruhe vor dem Camper unter dem Sternenhimmel zu sitzen. Heute Früh wurde ich gegen sieben wach und ein ebenso schöner Morgen begrüßt mich. Einzig die Sorge um den Sprit machte mich etwas unruhig , deshalb habe ich auch nur kurz gefrühstückt, nur eine Tasse Kaffee und bin dann losgefahren in Richtung Tankstelle.
Als ich hin kam, waren alle Zapfsäulen besetzt: ein gutes Zeichen. Und so war es auch. Der Diesel war gestern Abend gekommen und wenig später zeigte meine Tanknadel wieder auf voll. Und so fuhr ich dann in den frühen Morgen, auf nach Walfisch Bay
Und schon bald hatte meine Schotterstraße mich wieder. Man kann sich das so vorstellen: ich sitze da, das Lenkrad fest umklammert, die Lippen zusammengepresst und die Zähne auch aufeinander gedrückt.
Das ist meine Art, mit der Konzentration umzugehen. Man starrt im Grunde genommen circa 50 m vor das Fahrzeug auf die Straße und versucht, Schlaglöcher und diese Wellenformationen zu erkennen und Ihnen eventuell auszuweichen.
Diese Wellenformationen, ich denke, sie kommen vom Regen, sind furchtbar. Wenn man langsam drüber fährt, macht es RATTARATTA RATTARATTA RATTARATTA. Wenn man mit 70 oder 80 da drüber nagelt, macht es frrrrrrrrt frrrrrrrrt frrrrrrrrt. Zweiteres ist natürlich wesentlich angenehmer, aber man kann es sich nicht aussuchen.
Nervig ist auch immer die Staubfahne, die die anderen (ich allerdings auch) hinter sich her ziehen. Wenn das Auto einem entgegenkommt, ist man für circa 100 m komplett blind und kann nach 500 m wieder Einzelheiten erkennen. Ist es das Auto vor einem, hat man verloren!
Mittlerweile habe ich mich zum Profi entwickelt. Ich fahre auf den Schotterstraßen, wenn es halbwegs möglich ist, 80 oder 100. Das rappelt zwar zwischendurch immer mal wieder sehr heftig, aber Leihwagen (und meine Wirbelsäule) haben eben kein einfaches Leben.
Wir fahren durch eine Art Savanne mit ein paar kleinen Büschen, Gräsern und Steinen. Es ist relativ flach, nur in der Ferne sieht man Berge. Ab und zu sieht man Springböcke, und einmal war auch einer dabei, der per Anhalter reisen wollte.
Es ist heiß! Oder so: draußen ist es heiß! Bei mir ist es kalt oder warm. Die Klimaanlage ist geeignet, Dinge einzufrieren. Sie kennt nur an und aus, und wenn sich sie auf an stelle, dann fange ich schnell an zu frieren. Allerdings nur oben rum. Wenn ich sie dann ausschalte, geht das 5-10 Minuten gut und dann ist mir wieder zu warm. So bin ich beschäftigt auf diesen oft schnurgeraden Straßen.
Wir kommen in ein Gebirge und die Aussichten hier sind sehr genial, allerdings, wie immer, ohne die Möglichkeit, anzuhalten. Als ich wieder mal über einen Pass muss, gibt es tatsächlich eine kleine Parkplatz. Ich halte da kurz an, um drei Fotos zu machen und dann geht es weiter. Ich bin heute nicht im Zeitdruck, da ich genügend Zeit habe wegen meiner frühen Abfahrt. Aber generell spannend ist das ja auch nicht. Und so fahre ich weiter über gruselige Straßen.
Es sind nicht nur die Schlaglöcher und die Wellenformationen, sondern es sind auch die Bodenwellen, die das Leben schwierig machen. Es gibt kleine Bodenwellen, die sind vielleicht 20-30 cm tief und 1 m lang oder es gibt welche die sind 30 m lang und 3 m tief. Beide sind gleich furchtbar!
Die Kleinen sieht man nicht und fährt volle Kanne da durch, was dem Fahrwerk des Autos sicherlich keine Freude macht. Bei den Großen ist es so, dass man oft plötzlich sehr steil nach unten fährt und erst dann erkennt, was ganz unten für ein Boden ist und dann geht es schlagartig wieder bergauf und man fährt in den Himmel, ohne zu sehen, ob nach der Welle vielleicht ein Hindernis oder eine Kurve ist.
Da ich sehr häufig rechts fahre, muss ich in den Bodenwellen wegen des Gegenverkehrs sehr aufpassen.
Ich fahre gerne rechts, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass die Fahrbahn da sehr viel besser ist. Ein weiterer Beweis dafür, dass die europäischen Regeln (Rechtsfahrgebot) die besseren sind. 😀
Fahrspuren in dem Sinn gibt es hier sowieso nicht. Die Piste ist teilweise 30 m breit und man orientiert sich quasi an den Loipen. Das sind die Spuren, die die anderen Autos hinterlassen haben und meistens ist das die richtige Wahl. Allerdings ist links und rechts davon auch immer ein höherer Haufen von Schotter, und wenn man da hinein gerät, kommt man auch immer ein wenig ins Schleudern. Man muss sich also immer gut an die Loipe halten!
Und plötzlich geschah es: eine Asphaltstraße! Aus dem Nichts und plötzlich begann Asphalt!
Herrlich!
Kein Geruckel mehr, kein Staub, und man konnte 100 fahren ohne jedes Problem.
Allerdings gab es ein Problem, weil die gute Straße nach circa 6-7 km wieder aufhörte. Und schon hatte der Schotter mich wieder.
Also quälte ich mich weiter. Links und rechts gab es Berge mit einer tollen Aussicht und als ich dann wenig später in einer kleinen Ausbuchtungen einen Reisebus stehen sah, dachte ich, okay, das ist die Gelegenheit, mal anzuhalten.
Der Reisebus war besetzt mit deutschen Touristen. Das ist wirklich unglaublich, wie viele Deutsche hier sind. Schon der Taxifahrer in Windhuk hatte mir gesagt, dass er nicht nach Deutschland fahren würde, da die Deutschen ja alle herkommen würden. Damit hat er mit Sicherheit recht. Ich hörte viele deutsche Stimmen und das war eigentlich in allen Städten hier in Namibia so.
Und so donnerte ich weiter.
Man muss sich das einmal vorstellen, das ist ja eine Strecke, wie zum Beispiel von Düsseldorf aus bis nach Hamburg hoch. Und wenn man sich jetzt vorstellt, dass alles sei Wüste, höchstens mal ein paar Berge dazwischen, überwiegend schnurgrade Straßen, und dann auf diese Strecke diese grauenvollen Schotterwege.
Ich kam an eine weitere Baustelle und der Mann, der normalerweise immer am Anfang der Baustelle aufgeregt mit einer Fahne winkt, war gerade anderweitig beschäftigt.
In der Mitte war die Straße, die gerade erneuert wurde, rechts und links waren Feldwege. Ich habe natürlich die Straße genommen, sah aber dann, dass der Wagen hinter mir den Feldweg wählte.
Mist, vertan. Also drehte ich und fuhr die 200 m wieder zurück und der Mann mit der Fahne begrüßt mich fröhlich mit: Hey, Big Boss how are you today?
Freundlich sind sie hier.
Der Feldweg war tatsächlich ernst gemeint, und so rumpelte ich weiter. Und dann geschah das Wunder: als ich auf die Straße zurück wollte, sah ich, dass es eine Asphaltstraße war. Wie geil ist das denn? Was ich da noch nicht wusste, war, dass diese Asphaltstraße bis zur Walfischbucht führen sollte.
Das waren knappe 60 km, die ich völlig relaxt auf einer Asphaltstraße zurücklegen durfte. Man kann sich meine Freude kaum vorstellen. Und so näherte ich mich relativ flott meinem ersten Tagesziel.
Das allererste Tagesziel war dann eine große Shopping Mall, wo ich erst einmal den Supermarkt ausrauben wollte. Als ich danach in mein Portmonee geschaut habe, musste ich feststellen, dass mir das auch ganz gut gelungen ist. Ich habe mich sicherheitshalber mal mit Essen und Trinken auch schon für die Osterage eingedeckt und hoffe, dass das reicht, weil ich habe überhaupt keine Ahnung wie hier die Öffnungszeiten über Ostern sind und was für Märkte ich nach Walfischbucht noch erreichen könnte.
Mein erstes Ziel heute war also die Walfischbucht. Ich hatte das ursprünglich auch als Übernachtungsziel geplant, aber herausgefunden, dass es hier kaum Unterkünfte gibt. Jetzt weiß ich auch warum!
Hier möchte niemand tot über den Zaun hängen. Eine seelenlose Stadt mit furchtbar schlechten Straßen aber einer sehr guten Einkaufssmall. Wenn die Einkaufssmall immer der wichtigste Punkt in einer Stadt ist, sollte man sie meiden. Und so habe ich hier nur getankt (man lernt ja dazu) und bin weiter gefahren.
Wenn man die Stadt verlässt, kommt man ein riesigen Siedlungen mit winzig kleinen Häusern vorbei. Die sind jeweils so groß wie ein Container, haben aber ein Satteldach. Ich weiß wohl, dass chinesische Firmen den Hafen hier ausbauen, ob das die Werkswohnungen sind?
Dann kommt ein großes Schild: Sand. Und dann sieht man auch schnell, worum es geht, weil auf der rechten Seite eine große Sandwüste ist und der Wind im Sand über die Straße weht. Unablässig bläst der Wind und transportiert dabei Tonnen von Sand auf die andere Seite der Straße. Dann kann man auf der linken Seite das Meer sehen und wie immer in so einem Fall wird meine Laune sofort super gut. Links das Meer und rechts hohe Dünen, das sieht gut aus.
Muss ich jetzt noch dazu sagen, dass die Straße asphaltiert ist? Herrlich!
Meine Unterkunft ist eine Backpacker Unterkunft mit ein paar Stellplätzen für Leute wie mich. Daniel, der Betreiber ist betrübt, weil hier gerade umgebaut wird und es deshalb nicht so gemütlich ist. Aber das ist egal, da ich ja Selbstversorger bin und eigentlich nur den Stellplatz und vielleicht ein bisschen Strom brauche .
Mit dem Haushund, einem golden Retriever, habe ich mich schnell angefreundet, das ging mit den Resten von der Schweinehaxe (ein kleines Stück davon), die ich im Supermarkt gekauft hatte, sehr gut. Ich habe einen neuen Freund!
Mein erster Spaziergang durch die Stadt war interessant. Man sieht viele deutsche Namen und auch in der Herberge hat mich direkt ein älterer Mann, der hier lebt, angesprochen. Die Häuser hier sind alle recht klein und die Straßen nach Schachbrettmuster angelegt. Überall ist Sand. Die Straßen sind mit einer dichten Sandschicht belegt. Sie sind sehr bereit und im Bezug auf Parkplätze ein Paradies.
Ich bin einmal im hinunter gegangen zum Meer und da auf dem Jetty, der von den Wellen sehr malträtiert wird. Jedes Mal, wenn ich ans Wasser gehe, geht mir das Herz auf. Und so auch hier. Es ist wunderbar.
Der Wind ist ziemlich stark und auch relativ kühl, in der brennenden Sonne verspricht das einen tollen Sonnenbrand. Ich gehe dann ein Stück durch die Innenstadt und muss überlegen ob ich heute Abend im Bismarck essen gehe oder im Ankerplatz oder in der Weinstube. Ich habe die Qual der Wahl. Einerseits hätte ich gerne diesen Komfort (ich bin ja sonst nur auf Camps weit entfernt von der Stadt), andererseits: will ich wirklich 10.000 km entfernt von zuhause deutsch essen?
Ziele erreicht.
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